· 

POPMAGAZIN-Interview mit MATHO: „Ich habe täglich mit dem Murmeltier zu kämpfen!“

(c) Matho.
(c) Matho.
(c) B. Wochoska
(c) B. Wochoska

WIEN. Musiker MATHO spricht im Interview mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Jürgen Miggl u.a. über seine Single „Murmeltier“, sein Lieblingsfach in der Schule, seinen teuersten Besitz und welches Wort er auf Deutsch besonders gerne mag.

 

POPMAGAZIN: „Hallo Matho, danke für deine Zeit, wir sind im Jaz in the City!“

MATHO: „Ich freue mich auf das Interview!“

 

POPMAGAZIN: „Matho, wer grüßt dich täglich?“

MATHO:  „Außer das Murmeltier grüßt mich täglich mein Brotjob.“

 

POPMAGAZIN: „Ist ja in deinem Sinne vielleicht ziemlich wortwörtlich. Ich war ja bei einem Konzert von dir im Tunnel Wien. Da sagt man du bringst frische Baguettes mit zu deinen Gigs.“

MATHO: „Das sind Baguettes, die direkt aus Frankreich importiert werden, manchmal sind es auch Croissants. Jeder Konzertbesucher, wenn er das Glück hat und der Import frisch eingetroffen ist, bekommt ein paar Baguettes. (lacht)“

 

POPMAGAZIN: „Das ist schön! Wie mächtig ist dein Murmeltier?“

MATHO:  „Es ist so mächtig, dass ich selber damit gefangen bin und täglich damit zu kämpfen habe. Ich selbst hab es noch nie gesehen, aber das Murmeltier das ich mir vorstelle, in diesem Hamsterrad, sehe ich jeden Tag. Und es ist viel zu viel und irgendwann will man einfach nur Pause machen.“

 

POPMAGAZIN: „Du bist JägerMusic Artist. Du bist aber auch Jäger und Sammler?“

MATHO: „Jäger und Sammler auch. Den Hirsch habe ich noch nicht erwischt! Aber JägerMusic ist super. Geile Sache, die sponsern uns. Ist ein geiles Programm und kann ich jedem Musiker empfehlen es zu versuchen. Sammler: Konzert und Songsammler auf jeden Fall. Und Jägermeisterflaschen Sammler. Ich habe schon 2 Flaschen mit meinem Gesicht darauf, das freut mich sehr!“

 

POPMAGAZIN: „Dein Gesicht erkennt man immer wieder, erkennst du es auch?“

MATHO: „Manchmal nicht! Ich schaue mich im Spiegel an und frage mich wirklich ob ich das bin. Die Augenringe, bisschen müde… Das durchgehende Fertigsein. Aber wenn ich fit und ausgeschlafen bin, sehe ich mich gerne im Spiegel an und erkenne mich dann auch!“

 

POPMAGAZIN: „Augenringe auch als Zeichen einer Ewigkeit oder einer Leistung, im Sinne von: Du arbeitest, du multiplizierst dich, du bist nicht auf der Sozialhängematte, ist das so?“

MATHO: „Ja, also ich habe wirklich einen Drang zur Produktivität. Immer etwas zu machen. Ich tu mir sehr schwer abends einfach vorm Fernseher zu sitzen. Ich bin zu hibbelig. Ich muss immer etwas machen, Produktiv sein. Das steht bei mir ganz oben. Deshalb wahrscheinlich auch die Augenringe, weil ich zu viel tu!“

 

POPMAGAZIN: „Produktivität braucht ja immer Raum und Zeit. Wo ist dein Kreativraum und wann ist deine Zeit, wo du da reingehst?“

MATHO: „Es gibt mehrere Arten von Produktivität. Die kreative, die gibt es nicht immer. Manchmal ist die Kreativität nicht da aber man kann administrative Arbeit machen. Emails schicken, sich für Konzerte bewerben. Es gibt so viele Möglichkeiten einfach produktiv zu sein und etwas zu leisten ohne kreativ sein zu müssen. Sei es auf dem Klo, vorm Einschlafen, in der Mittagspause oder nach der Arbeit. Jeden Tag geht es.“

 

POPMAGAZIN: „Wer ist dein wichtigster Fan?“

MATHO: „Es gibt ja Fan und Superfan. Einer heißt Paul, der andere heißt Andy. Die schreien auch immer, wenn das Konzert los geht. Und die haben eine unglaubliche Leistung gebracht. Die kennen meine Songs auswendig, obwohl es die noch gar nicht veröffentlicht gibt. Sie singen sie mit, während ich sie performe. Das ist unglaublich. Sie schaffen es auch, dass dann mehr Leute aktiver sind, bei den Konzerten. Sie liken, kommentieren, teilen alles. Es gibt so ein Sprichwort, wenn man 1000 Superfans, hat man es finanziell geschafft.“

 

POPMAGAZIN„Wie oft hast du deine Bankomatkarte verwendet und es kam nichts raus? (lacht)“

MATHO: „Ein paar Mal. Zum Glück nicht oft, weil ich daneben noch einen Brotjob habe. Ich gehe trotzdem nicht sehr gut mit Finanzen um, leider.“

 

POPMAGAZIN: „Wie viele Rechnungen liegen ungeöffnet bei dir?“

MATHO: „Nicht so viele, das versuche ich immer gleich zu regeln, weil ich eben nicht so gut mit meinen Finanzen bin. Und auf einmal habe ich dann noch Zahlungen, dann geht sich das nicht mehr aus.“

 

POPMAGAZIN„Du lebst zur Miete?“

MATHO: „Ja genau. Ein Kauf würde jetzt auch nicht in Frage kommen.“

 

POPMAGAZIN„Warum bist du Artist?“

MATHO: „Weil ich viel zu erzählen habe. Weil ich mich Kreativ sehr gerne auslebe. Das sind die wichtigsten Punkte. Und weil ich den Menschen etwas mitgeben möchte. Das größte Kompliment ist, wenn jemand zu Deiner Musik tanzt. Sie fühlt. Dir einen Kommentar gibt, dass der Song ankommt. Das ist das Größte.“

 

POPMAGAZIN„Was wird es geben, wenn du es nicht mehr schaffst Musik zu machen?“

MATHO: „Ich glaube der Moment wird nicht kommen. Die Musik ist so präsent in meinem Leben. Selbst, wenn ich mein ganzes Leben lang einen Brotjob nebenbei haben sollte, es ist ja der Traum eines jeden Musikers von der Musik leben zu können, selbst wenn das nie passieren sollte, wird die Musik mich immer begleiten.“

 

POPMAGAZIN: „Matho ist ja nie alleine. Du hast auch ein Orchester.“

MATHO: „Richtig. Das Vienna Dancehall Orchestra.“

 

POPMAGAZIN: „Wie viele Leute sind da? Wie viele davon sind deine Freunde?“

MATHO: „(lacht) Also jeder von denen zählt zu meinen Freunden. Die unterstützen mich unglaublich. Das sind 7 Musiker. Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keys, 3 Saxophone. Manchmal sind es auch einer oder zwei mehr oder weniger. Wir proben jede Woche, sie teilen sich mit mir den Proberaum. Sie stehen wie eine 1 hinter mir. Ich leite das Projekt und führ es an. Ich rufe sie an und sage den Termin und sie sind da. Das sind alles super Menschen.“

 

POPMAGAZIN„Wer hilft dir noch mehr Matho zu werden?“

MATHO: „Ich selbst, aber ich habe auch ein Team um mich herum das mich unterstützt. Da ich selber sehr starker Perfektionist bin, habe ich sehr lange gebraucht, um die Musik zu veröffentlichen. Und hatte dann mit dem Team im Rücken eine gewisse Art von Druck, dass da etwas passieren muss. Das hat mir sehr geholfen. Ich habe meinen Manager Amin Mansour, der ist in Berlin. Er hilft mir bei der Strategie und Planung. Dann habe ich den Fii, er betreibt das Label Rhythm & Poetry. Dann der Christoph Waltenberger, er macht die Pressearbeit hier in Österreich. Durch ihn habe ich einige Presseberichte bekommen. Und dann habe ich noch Booker. Ein paar Independent Booker, hier in Österreich, und einen in Deutschland. Also das Team ist groß.“

 

POPMAGAZIN„Ja, wirklich groß!“

MATHO: „Und alles independent.“

 

POPMAGAZIN: „Passt auch zu dir, du bist ja auch sehr groß. Wie groß bist du?“

MATHO:  „1,90m.“

 

POPMAGAZIN: „Wow, wirklich? Ist das für Frauen manchmal schlimm?“

MATHO: „(lacht) Ich glaube die Frage hätte anders formuliert werden müssen. Ist das für Frauen gut? Also bis jetzt hat sich noch keine über meine Größe beschwert.“

 

POPMAGAZIN: „Größe hat auch immer etwas zu tun mit Skalierung, mit Bühne, mit Venues. Wo ist deine Lieblingsvenue. Wo kann Matho Matho sein?“

MATHO: „Also die Homebase, wo wir bis jetzt am meisten gespielt haben, ist das Café Carina. Da kennt man uns. Also von den Venues die ich gespielt habe, finde ich den Flüchtlingsball im Rathaus etwas ganz Besonderes. Im Rathaus ein Konzert spielen zu dürfen, ist schon etwas was einem im Kopf bleibt.“

 

POPMAGAZIN: „Im Café Carina seid Ihr mehr oder weniger die Einzigen die Eintritt verlangen. War man da schockiert am Anfang?“

MATHO: „Nein. Das haben wir bewusst so gestaltet, wir haben eine Konzertreihe gehabt. Das war: Matho & Vienna Dancehall Orchestra & Friends. Da haben wir immer eigene Acts eingeladen, die mit dem Vienna Dancehall Orchestra performt haben. Bei so vielen Leuten auf der Bühne, geht es sich mit dem Hutgeld nicht aus. Deshalb war dann auch irgendwann der Wunsch, dass man nicht mehr um sonst spielt. Das haben wir eine Zeit lang gemacht, jetzt haben wir die Größe erreicht, wo wir einen gewissen Eintritt verlangen können. Die Leute sind auch bereit zu zahlen, das tut keinem weh und uns tut es gut.“

 

POPMAGAZIN: „Der Flüchtlingsball ist immer ein großes Fest. Warum bist du da dabei?“

MATHO: „Der Flüchtlingsball ist eine reine Charity Veranstaltung. Es gibt mehrere Gründe. Das Event selbst, wenn es um Flüchtlinge geht. Ich bin aufgewachsen mit Ausländern, von überall. Meine besten und engsten Freunde waren Türken und Afghanen. Als ich in Deutschland aufgewachsen bin für eine Zeit lang. Ich unterstütze das sehr stark. Ich denke jeder Mensch sollte das Recht auf eine Heimat oder eine neue Heimat haben. Wenn das in der eigenen Heimat gerade nicht möglich ist. Natürlich aber auch die tolle Location, das Event und die Möglichkeit vor neuem Publikum zu performen.“

 

POPMAGAZIN: „Wie viele Sprachen sprichst du?“

MATHO: „Fließend: Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch.“

 

POPMAGAZIN: „Welche würdest du gerne lernen?“

MATHO: „Russisch, Chinesisch und Arabisch. Das sind drei Sprachen, die dir viel bringen, denke ich.“

 

POPMAGAZIN: „Da brauchst du viel Zeit.“

MATHO: „Ja ich glaube das ist vorbei mit dem Lernen. Das ging in der Jugend, mein Vater konnte 12 Sprachen. Und er hat mir einiges beigebracht. Meine Mutter hat mit mir auf Französisch geredet, mein Vater auf Englisch. Und als die beiden untereinander reden wollten, damit ich es nicht verstehe, haben sie spanisch geredet. Und später habe ich auch Spanisch gelernt, ich habe ein Jahr in Spanien gelebt. Das lag in der Familie.“

 

POPMAGAZIN: „Was war dein Lieblingsfach in der Schule?“

MATHO: „Deutsch. Ich war auf der französischen Schule und dadurch, dass ich fließend Deutsch konnte war es leicht. (lacht)“

 

POPMAGAZIN: „Dein Lieblingswort auf Deutsch?“

MATHO: „„Beidl.“ Also das sind so Sachen, die ich lernen musste.“

 

POPMAGAZIN: „Du isst Fleisch, was ist dein Lieblingsfleisch?“

MATHO: „Also ein richtig gutes Steak. Ich glaube in der Nähe vom Sofitel gibt es ein Steakrestaurant. Ist halt teuer, kann man sich nicht regelmäßig leisten, aber so etwas. “

 

POPMAGAZIN: „Was ist dein teuerster Besitz?“

MATHO: „Das ist eine gute Frage. Also die Hardware mit der ich Musik mache. Ich mache Musik fast ausschließlich von zuhause. Aber ich habe mir letztens ein Paar Schuhe gegönnt, über Willhaben. Die Originalpreis bei über 1000€ lagen und ich habe 220€ gezahlt. Das ist von Klamotten oder Alltagsgegenständen wahrscheinlich der teuerste den ich besitze.“

 

POPMAGAZIN: „Deine Videos haben eine gewisse Bildsprache. Wie sehr bist du Regisseur?“

MATHO: „Komplett. Also sobald ich nicht vor der Kamera stehe. Sogar bei meinen Videos habe ich die Kamera manchmal in der Hand. Ich kann die Kamer gut einstellen, habe auch das technische Wissen. Alle Videos habe ich selber geschnitten. Bei den Effekten habe ich ein paar Kollegen gefragt. Thomas Moser ist einer meiner langjährigen Begleiter im Videobereich, hat mir auch sehr viel beigebracht. Und eigentlich führe ich alles selbst. Ich plane und organisiere selbst, die Shots plane ich selbst. Die Statisten. Alles, wenn es geht. Und wenn ich vor der Kamera stehe, kann ich es nicht filmen. Schau es mir dann aber gleich an und sehe ob es mir gepasst hat.“

 

POPMAGAZIN: „Wie viele Einheiten Jägermeister trinkst du im Jahr?“

MATHO: „Gute Frage. Also vor jedem Konzert, nach jedem Konzert ein paar. Und dazwischen vielleicht am Wochenende. Von den kleinen Fläschchen würden ich sagen 50-100 im Jahr.“

 

POPMAGAZIN: „Wir haben ja bereits über Fans gesprochen. Was ist die größte Auszeichnung, die du von einem Fan bekommen hast?“

MATHO: „Fans haben mich gemalt, das war dabei. Ich glaube wie gesagt, die größte Auszeichnung die man kriegen kann ist, wenn es den Song noch nicht gibt und die Leute ihn auswendig können. Weil sie nur die Livekonzerte gehört haben. Das ist der Beweis, dass sie bei mehreren Livekonzerten gewesen sein mussten, um sich den Song zu merken. Die Texte gab es nirgends. Nur Live gehört. Das beste Geschenk das ein Fan einem machen kann.“

 

POPMAGAZIN: „Wir sind im Jaz in the City. Warum hast du dich dafür entschieden?“

MATHO: „Ich finde die Location super angenehm, sehr spannend. Und ich hatte hier den Presserelease zu der letzten Single „Murmeltier“. Deshalb fand ich es schön, dass wir uns hier unterhalten.“

 

POPMAGAZIN: „Der Koch des Hauses folgt dir.“

MATHO: „Auch das Hotel Jaz in the City folgt mir. Ich freue mich sehr, dass wir den Release hier machen konnten, das freut mich unglaublich. Durch diese schöne Location sind auch tolle Menschen gekommen. Bei dem Presseevent war der Leadsänger von Russkaja dabei. Der Lukas Plöchl, die Julia Furdea, Moderatorin von Puls 4, hat auch das Event moderiert.

 

 

POPMAGAZIN: „Wo ist deine Heimat?“

MATHO: „Ich bin Franzose, in Deutschland aufgewachsen, dann in Spanien gelebt, jetzt Österreich. Meine Heimat ist Wien mittlerweile.“

 

POPMAGAZIN: „Angenommen du findest 500 € auf der Straße?“

MATHO: „Wenn sich die Person nicht finden lässt, der es gehört, stecke ich es ein und gebe es jemandem der es braucht. (lacht)“

 

POPMAGAZIN: „Danke dir noch einmal für deine Zeit Matho!“

 

STECKBRIEF: MATHO

 

Deine Lieblingsspeise? „Lachs mit Béchamel Sauce oder eine sehr gute Pizza.“

 

Dein Lieblingsgetränk? „Ich habe eine Zeit lang viel zu viel Redbull, Cola und Limonade getrunken. Mittlerweile gebe ich mir wirklich Mühe, dass ich so Limo-Sachen oder Alkohol während dem Essen oder am Wochenende zu trinken. Sonst trinke ich mittlerweile hauptsächlich Wasser.“

 

Dein Motto? „Tu das, was keiner kann.“

 

Interview / Fragen / Recherche: 

POPMAGAZIN.at / Hans Juergen Gernot Miggl, hans-juergen.miggl@popmagazin.at

Produktion / Transkription:

POPMAGAZIN.at / Jelena Petener, jelena.petener@popmagazin.at; 15.09.2022