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POPMAGAZIN-Interview mit PRESSYES: „Es ist meine Reise in diese entspannte Welt“

WIEN. Der Musiker René Mühlberger ist vielseitig. Mit seinem Herzensprojekt PRESSYES bereist er im VW-Bulli gerne die Welt. Wie er zur analogen Technik steht, was sein neues Album Breeze In Breeze Out alles kann, woher er seine coolen Outfits bezieht und warum es mal gut ist, das Gehirn abzuschalten, verriet der Allrounder im Interview mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Juergen Gernot Miggl.

 

POPMAGAZIN: Hallo René, danke für deine Zeit und das Skype-Treffen! Es gibt ja viel zu besprechen. Einerseits der Singlerelease und dein zweites PRESSYES-Album, Breeze In Breeze Out. Bleiben wir gleich bei der Single „Mirissa“. Wie ist das so, wenn man in einem fremden Land ist und ein exotisches Tier auf dem Weg zur Dusche sieht? Also es war ja ein Waran oder?

PRESSYES: „Ja genau! Es war ein sehr lustiges Erlebnis. Diese Tiere, also diese Art von Waranen, waren mir bis dahin nicht bekannt. Ich bin nackt aus der Dusche und in meinem Zimmer ist das Tier gestanden und hat mich angestarrt. Und ich hab das Tier angestarrt und wir haben beide geschrien. Ich habe dann recherchiert, mit dem Schwanz kann es einen Fuß brechen, so stark ist das Tier. Das war ein riesiger Waran.“

 

 

Mirissa Art (c) Marlene Lacherstorfer, Theresa Langner, Patricia Narbon
Mirissa Art (c) Marlene Lacherstorfer, Theresa Langner, Patricia Narbon

Er hat mächtig groß ausgesehen! Dein Team hat die Erhabenheit eines solchen Tieres im Artwork besonders rausgearbeitet. (lacht) Es fällt generell auf, dass es sehr bunt geworden ist. Trotz aller Farben, gibt es eine, die besonders heraussticht oder gar eine Lieblingsfarbe ist?

 

PRESSYES: „Ja, Gelb wegen der Sonne und Blau wegen dem Meer. Ich schieße sehr viele Fotos, wenn ich draußen unterwegs bin. Spontan quasi. Und wenn man Artwork macht schaue ich, dass die Farben wieder dabei sind. Weil es einfach schön ist, wenn es in dieser sommerlichen Welt bleibt.“

(c) Patricia Narbón
(c) Patricia Narbón

Ihr arbeitet viel mit analogen Kodak-Geräten. Macht man es sich da nicht schwerer, als mit der digitalen Technik?

PRESSYES: „Für mich ist es eigentlich genau umgekehrt, dass ich gerne mit so alten Geräten arbeite, weil die total einfach zu bedienen sind. Und weil man keine Updates machen muss, kein Abo zahlen, sondern es hat von Haus aus diesen Look. Die Möglichkeiten sind so eingeschränkt, das macht es eigentlich sehr entspannt. Pressyes ist ja meine entspannte Welt oder immer meine Reise in diese entspannte Welt. Also es co-existiert bei mir, neben dem Meditieren, das ich auch sehr gerne mache. Ja, ein sehr lebensbejahendes Projekt. Live merkt man das auch. Das Publikum wird in diese euphorische Strandwelt hineingezogen.“ 

 

René Mühlberger mit PRESSYES auf der Red Bull Stage am Wiener Popfest 2018 (c) mArtist.at / imago berlin / migglpictures
René Mühlberger mit PRESSYES auf der Red Bull Stage am Wiener Popfest 2018 (c) mArtist.at / imago berlin / migglpictures

 

 

 

Ich war 2019 auf einem Popfest-Konzert von PRESSYES am Wiener Karlsplatz, da ist mir das natürlich aufgefallen. PRESSYES ist ein Herzensprojekt von dir. Wie leicht fällt es Dir in so eine Welt abzutauchen. Weil die Welt, die wir erleben ist durchaus fordernd. Und das schon seit längerer Zeit ...

PRESSYES: „Ich muss mir dafür Zeit nehmen. Es ist immer so ein Soundsuchen. Da in meinem Studio sehr viele Geräte aufgebaut sind und ich einfach durchspielen kann. Das ist so wie ein Kinderzimmer könnte man sagen. Nur eben für Erwachsene. Es fühlt sich so an wie wenn man das innere Kind wieder findet. Da passiert die Musik eher so schichtweise. Ich spiele einmal am Schlagzeug, dann nehme ich etwas auf der Bandmaschine auf, das nächste Mal vielleicht eine Gitarre. Es passiert so über Zeit. Es geht nur dann, wenn ich auch Zeit dafür habe. Das Schöne an einem Soloprojekt ist, dass man einfach dann machen kann, wenn man Lust hat. Und das ist der Unterschied zu einer Band, wo man fixe Probetermine oder Studiotage hat. Und dann muss man kreativ sein. Ich kann kreativ sein wann ich will. Dafür hat es auch 4 Jahre gedauert bis es fertig geworden ist.“

 

Ja natürlich, da hat man dann einen anderen Timeslot, wenn man niemanden hat, der einen drängt. Wie wichtig ist dir, dass das Projekt bei dir bleibt? Dass du letztendlich selbst alles einspielst, das Artwork verabschiedest, die Arrangements floaten usw.?

PRESSYES: „Grundsätzlich arbeite ich voll gerne mit anderen Leuten zusammen. Zum Beispiel singt die Sängerin von Cari Cari auf einem Song mit. Und auch andere Gäste wie ein Saxophonist. Es ist eher Planungssache. Ich plane sehr ungern, man muss eh schon so viel planen im Leben, für mein eigenes Spaßprojekt will ich nicht die ganze Zeit Termine abstecken. Wenn jemand ins Studio kommt, landet er meistens auch am Album. Aber so richtig jemanden einladen und einen Termin finden ist mir zu anstrengend. Jeder der dabei sein will kann mitmachen. Ich bin da total offen. Aber es muss sich von selber irgendwie ergeben.“

 

 

Du kleidest Dich in deinen Videos und auf der Bühne sehr cool, in Richtung Vintage und Retro. Woher beziehst du deine einzigartigen Outfits?

PRESSYES: „Das war immer schon meins. Das zieht sich seit ich dreizehn bin durch. Ich habe im Wohnzimmer meinen 70er-Jahre-Sessel, den ich am Flohmarkt um fünf Schilling (rd. € 0,35!) gekauft habe. Und ganz viel von den musikalischen Geräten sind schon lange in meinem Besitz. Sie sind halt irgendwie kaputt oder günstig zu mir gelangt. Und jetzt mittlerweile habe ich mich rein-generded, kann es reparieren und bin technisch versiert. Und das Gewand ist auch vom Flohmarkt und Second Hand. Die Hose die ich im Video an habe, habe ich vor 15 Jahren von einer Freundin ausgeborgt und nie wieder zurückgegeben.“

 

(lacht) ... und sie stillschweigend behalten?

PRESSYES: „Genau. Ich habe sie aber schon fünf Mal flicken müssen.“

 

Deine Musik ist sehr eingängig und leicht hörbar. Beruht das auch darauf, dass du so viel unterwegs bist und mit deinen Liebsten im VW-Bulli die Welt bereist?

PRESSYES: „Ja es ist quasi der Soundtrack zu meinen schöneren Momenten und Reisen. Das normale Leben ist nicht immer schön und oft auch stressig. Man muss ja auch arbeiten und Geld verdienen. Und bei PRESSYES fließt das nicht ein. Da ist man irgendwo anders. Es gibt schon Songs die weniger positiv sind. Aber die landen dann auf Festplatten. Auf Festplatten schaue ich aber wahrscheinlich nicht mehr nach.“

 

 

(c) Patricia Narbón
(c) Patricia Narbón

 

 Gibt es einen Lieblingssong auf deinem neuen Album Breeze In Breeze Out?

PRESSYES: „Das ändert sich eigentlich immer. Wenn ich an den Songs arbeite und Schlagzeug, Bass, Gitarre, Synths, Texte, Gesang, Editing und Mixing erledige, wenn das alles gemacht ist, dann ist der Song schon abgehört. Weil ich ihn so oft anhören muss. Und später dann, wenn ich Videoideen dazu habe, erfrischt das den Song wieder so. Mein Lieblingssong ist immer der, wo ich gerade ein Video plane oder gedreht habe. Letztens haben wir zu „Years“ gedreht. Jetzt wollten wir zu „Mirissa“ drehen, aber da hat das Wetter leider nicht gepasst. Und wenn man analog aufnimmt, muss die Sonne scheinen.“

 

Du machst ja schon ewig Musik. Hat das bei dir bereits in der Kindheit begonnen?

PRESSYES: „Ich habe wie viele andere in der Musikschule Gitarre gelernt und nichts geübt. Und mit 13 war dann so eine funkelnde, metallic-rote E-Gitarre unter dem Christbaum. Und dann war‘s geschehen. Dann habe ich jeden Tag in meinem Zimmer verbracht und Gitarre gespielt. Und das ist jetzt die Wiederbelebung von genau diesem Gefühl. Ich habe damals schon ein Kassettengerät gehabt, so ein 4-Spur-Aufnahmegerät. Und jetzt ist es wieder ähnlich. Jetzt sitze ich in meinen Studio und die Tätigkeit ist die gleiche. Ich spiele auf eine Bandmaschine drauf und bounce die Spuren zusammen.“

 

 

 

 

Wie kam es zum Namen PRESSYES?

 

PRESSYES: „Das war die Geschichte, dass ich für einen Fond eingereicht habe. Und ich war bei der Post, es war Deadline und ich habe 30 Seiten ausgefüllt gehabt. Und die Überschrift „Bandname“ habe ich noch nicht gewusst. Dann bin ich auf der Post gestanden und habe mir gedacht: „Keine Ahnung, mir fällt nichts ein. Aber ich brauche diesen Fond um das ganze zurück zu finanzieren.“ Und ich habe mir gedacht: „Irgendetwas Positives, gebt mir den Fond!“ Und habe „Pressyes“ darauf geschrieben. Ich habe gedacht, ich suggeriere einfach: „Ja!“ Und hat funktioniert. Insofern musste ich den Namen dann auch nehmen.“

 

Was war das heißeste Konzert, das du je gespielt hast?

PRESSYES: „Da würde ich sagen: Frankreich. Da haben wir vor drei Jahren bei einem Festival mit der ersten Platte gespielt. Ich habe mich danach so wie nach einem Sonnenstich gefühlt. Aber eigentlich ein schönes Gefühl. Ich finde das ganz gut, wenn sich das Gehirn ein wenig abschaltet.“

 

Danke dir für deine Zeit!

 

PRESSYES Breeze In Breeze Out Release Konzert:

Sonntag, 15. Mai 2022, 20:30 Uhr

Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1150 Wien

Tickets (€ 12,50 - 18,00) an der Abendkassa oder online hier >> https://tickets.sargfabrik.at/at/Event/67970. 

 

Interview / Fragen / Recherche: 

POPMAGAZIN.at / Hans Juergen Gernot Miggl, hans-juergen.miggl@popmagazin.at

Produktion / Transkription / Text:
POPMAGAZIN.at / Jelena Petener, jelena.petener@popmagazin.at; 15.05.2022