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Ronja Forcher im POPMAGAZIN-Interview: „Diese Emotion möchte ich dann auch singen“

(c)  Enen Kucevic
(c) Enen Kucevic
Im Juli und August läuft die Wiederholung der dritten Bergdoktor-Staffel im ORF. (c) ORF/ZDF/Erika Hauri
Im Juli und August läuft die Wiederholung der dritten Bergdoktor-Staffel im ORF. (c) ORF/ZDF/Erika Hauri

INNSBRUCK/WIEN. Man kannte sie bislang vorrangig als Schauspielerin (ORF/ZDF-Serie „Der Bergdoktor“). Seit kurzem singt Ronja Forcher auch. Im POPMAGAZIN-Interview mit Redakteur Hans Juergen Gernot Miggl sprach die Newcomerin u.a. über ihr kommendes Album, wofür sie dankbar ist, ihren letzten Albtraum und warum es manchmal unangenehm ist, in der Öffentlichkeit zu stehen.

 

POPMAGAZIN: Ronja, du bist nun schon sehr lange als Schauspielerin richtig erfolgreich. Seit kurzer Zeit kennt man dich auch als Sängerin. Was war das Reizvolle für dich dabei?

 

RONJA FORCHER: Irgendwie war es ein Traum von mir. Als Kind habe ich immer mit meinem Papa zusammen gesungen. Er spielt leidenschaftlich Gitarre und hat alle Klassiker drauf. Ich war immer dabei und wir haben im Wohnzimmer Musik gemacht. Es waren immer die voll schönen Momente, an die ich mich sehr gerne erinnere. Letztes Jahr konnten wir über mein Management das Haus2000 in Berlin kennenlernen. Die Jungs sagten einfach zu mir  „Magst es mal probieren und wir können einfach ganz entspannt schauen, ob es was wird?“ Das hat mir dann so Spaß gemacht. Ich war sehr aufgeregt, aber es ist ja immer schön, wenn man bei neuen Herausforderungen aufgeregt ist! So ist das Ganze einfach passiert und nun bin ich beseelt, dass das so gut geklappt hat.

 

Das Cover von Ronjas  Debütsingle „Danke“.  (c) Enen Kucevic
Das Cover von Ronjas Debütsingle „Danke“. (c) Enen Kucevic

Deine Debütsingle „Danke“ ist speziell an deine Fans gerichtet. Wie oft sagst du bewusst „Danke“ am Tag?

 

RONJA: Ich versuche einmal jeden Morgen „Danke“ zu sagen. Also, das klingt voll kitschig, aber das habe ich mir vor einer Zeit angewöhnt. Immer beim Aufwachen denke ich mir: „Will ich mir selber „Danke“ sagen?“ Eben, dass ich gesund bin, dass ich da bin und, dass ich das machen kann, was ich gerne tue. Auch der Welt, dass sie mir dieses Zuhause gibt und das Leben, wo ich das alles machen kann, das mir Spaß macht. Da sage ich mindestens einmal „Danke“! Und: Ich würde von mir behaupten, dass ich ein sehr freundlicher Mensch bin. 

 

Ich denke, dass sehr viele Menschen über die musikalische Qualität deiner Debütsingle überrascht waren. Zumeist ist es ja so, dass SchauspielerInnen etwas im Musikbusiness probieren wollen, dem dann aber doch nicht gewachsen sind. Bei dir denkt man: Du meinst es ernst. Und auch die Kommentare, die du auf YouTube auf deine Single bekommen hast, waren richtig positiv. Wir geht es dir damit?

 

RONJA: Ich bin sehr dankbar, dass ich es machen kann. Mir ist nun nochmals mehr bewusst geworden, gerade im letzten Jahr, wo nochmals alles viel schwieriger wurde, dass ich sehr auf diese Gemeinschaft zählen kann, die ich über all die Jahre aufgebaut habe. Diese Fan-Community, die ich mich einerseits über die Serie  „Der Bergdoktor“ kennenlernte und all jene, die mich andererseits schon lange über Instagram und Facebook verfolgen. Da merkte ich, was es bedeutet, wenn man schon so lange Rückhalt hat und, dass man als Künstlerin, man kann noch so gut sein, sein Zeug noch so lieben, aber wenn es niemanden gibt, der das gerne hört oder schaut, dann steht man sehr alleine da. Es ist ein Geschenk für mich. Ich war sehr berührt und glücklich. Ich bin einfach so: Ich liebe neue Herausforderungen! Ich denke auch nicht, dass ich in meinem Leben immer das Gleiche machen werde. Denke auch nicht, dass ich immer nur vor der Kamera stehen werde. Das wäre mir viel zu langweilig! Deswegen mache ich nun gerne Musik! Es gibt einfach so viele Sachen, die ich ausprobieren mag. Solange ich die Möglichkeit dazu habe, ergreife ich sie sehr gerne.

  

(c) Enen Kucevic
(c) Enen Kucevic

Ist das Songwriting etwas gänzlich Neues für dich?

 

RONJA: Es ist ganz neu! Deswegen bin ich auch sehr froh, dass ich so ein cooles Team um mich habe. Meine Songs schreibe ich zwar selbst, aber natürlich brauche ich dazu ein wenig Unterstützung. Es macht einfach mega viel Spaß mit ihnen zusammenzuarbeiten!

 

Bald wird auch dein erstes Album erscheinen. Wie viele Songs sind schon fertig?

 

RONJA: Wir sind echt schon ziemlich weit! Wir arbeiten sehr konzentriert. Immer so drei Tage am Stück. Wir haben nun schon von zehn Songs eine Demoversion. Vierzehn Songs wollen wir fertigstellen. Und dann können wir noch immer schauen, wie viele davon aufs Album kommen werden.

 

Wenn du nun das Schauspielen und das Singen miteinander vergleichst: Siehst du dabei Gemeinsamkeiten?

 

RONJA: Auf jeden Fall gibt es die! Ich bin schon ewig lange Schauspielerin, vielleicht schon seit fast 20 Jahren (Ronja begann im Alter von fünf Jahren damit; d. Red). Daher tue ich mich da sehr leicht meine Emotionen auszudrücken und bin auch sehr durchlässig mit meinen Emotionen. Ich habe keine Angst davor, Gefühle zu zeigen! Deswegen ist bei mir immer total viel Gefühl dabei, wenn ich vorm Mikro stehe und meine Texte interpretiere. Das mache ich schon auch in einer schauspielerischen Art, also denke ich, dass ich da sehr viel aus meiner Erfahrung des Spielens und des Emotionen-Zeigens mitnehmen konnte. Diese Emotion möchte ich dann auch singen. Das mache ich mit Leidenschaft und 100 % Herz! Ich denke, das hören die Leute auch!

 

Szene aus der aktuellen  „Bergdoktor-Staffel“. Im ORF wird im Sommer die dritte Staffel wiederholt. (c) ORF/ZDF/Erika Hauri
Szene aus der aktuellen „Bergdoktor“-Staffel. Im ORF wird im Sommer die dritte Staffel wiederholt. (c) ORF/ZDF/Erika Hauri

Wie hast du diese schwierige Zeit der Corona-Pandemie, also diese letzten 15 Monate, die hinter uns liegen, sinnvoll nutzen können? Hast du vielleicht auch ein neues Hobby entdeckt?

 

RONJA (lacht): Etwas wirklich Neues habe ich nicht entdeckt. Ich muss sagen, dass ich sehr glücklich war, dass ich relativ viel arbeiten habe dürfen (die Dreharbeiten zu "Der Bergdoktor" fanden mit strengen Auflagen statt; d. Red.). Das neue Hobby ist wahrscheinlich die Musik! Das ist einfach so im letzten Sommer entstanden. Mein weiteres „Guilty Pleasure“, ich nenne es mal so, ist ein Bauernhof-Spiel, das ich auf meinem iPad spiele. Dort habe ich eine kleine Farm, wo ich mich um die Tiere kümmern und das Feld pflügen muss. Das macht so viel Spaß!

 

Wenn wir nun wieder zur Musik kommen: Gibt es eine Sängerin, einen Sänger oder eine Band, die du bewunderst?

 

RONJA: Wenn wir nun nach Amerika blicken wollen, dann ist es Ariana Grande. Ich mag sie sehr gerne, da sie damals auch vom Fernsehen kam. Sie ist eine Frau, die ich sehr bewundere, da sie es geschafft hat, über die Jahre die Musik zu machen, die sie will! Im deutschsprachigen Raum ist für mich Sarah Connor ein Vorbild, da sie auch eine richtige Powerfrau ist. Ich habe das Gefühl, das sie einfach das macht, das sie will und worauf sie Bock hat. Sie lässt sich von niemanden etwas einreden und das finde ich so wichtig! 

 

War es für dich schon anfangs klar, dass du Songs auf Deutsch machen wirst?

 

RONJA: Es war ziemlich klar für mich. Ich kann mich zwar auf Englisch auch sehr gut ausdrücken. Es war für mich wichtig, dass meine Songs aus dem Herzen kommen und, dass ich meine Gedanken in diese Lieder fließen lasse. Dadurch, dass ich auf Deutsch denke, träume und spreche, war es für mich eine logische Entscheidung, dass ich sage "Ich bleibe bei deutschsprachigen Liedern". Ansonsten könnte ich nie diese Ehrlichkeit rüberbringen und dieses Ding, das mich ausmacht.

 

Wenn du schon vom Träumen sprichst, formulieren wir es einmal negativ: Was war dein letzter Albtraum?

 

RONJA: Was ganz lustig ist und da muss ich sicher mal mit KollegInnen sprechen, die auch SchauspielerInnen sind: Wir SchauspielerInnen haben total oft so einen Albtraum, dass wir auf der Bühne stehen und unseren Text vergessen! Das klingt zwar wie ein Klischee, aber das habe ich schon öfter geträumt!

 

Das wäre sicher unangenehm! Was waren die größten Herausforderungen, die du im Leben meistern musstest, abgesehen vom Beruflichen bzw. der Karriere?

 

RONJA: Ich glaube, dass Privates und Berufliches für mich oft schwer trennbar sind. Eben, weil ich seit ich denken kann, vor der Kamera stehe und deshalb habe ich das Leben, das es vor den eigentlichen Berufen gibt, nie wahrgenommen. Mein Leben hat mit der Arbeit begonnen. Aber: Ich habe es immer sehr geliebt zu arbeiten. Was aber zugleich eine Herausforderung war. Auch jetzt stecke ich in diesem Prozess noch ein wenig mittendrin mit Mitte Zwanzig. Ich schaue einfach, was ich wirklich bin als private Person und was nichts mit dem Bild zu tun hat, das andere Leute von mir haben oder die Öffentlichkeit von mir hat. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung, wo ich ganz viel an mir arbeite und an meinen eigenen Werten arbeite. Es ist schwierig das manchmal zu trennen, da man oft das Gefühl hat, dass man als Mensch in der Öffentlichkeit jedem gehört. 

 

Was war das Unangenehmste bislang, das du auf der Straße von Leuten hören musstest? Vielleicht, dass jemand über dich tuschelte?

 

RONJA: Das kommt relativ oft vor. Vor allem, wenn es Richtung Süden geht, also nach Bayern oder in meine Tiroler Heimat. Mir ist es gar nicht so unangenehm. Am liebsten ist es mir, wenn mich die Leute direkt ansprechen, dann können wir noch kurz reden und ein Foto machen. Das finde ich auch am schönsten! Klar, gibt es manchmal die Kandidaten, die einfach Fotos von meinen FreundInnen und mir machen, ohne uns vorher zu fragen. Da habe ich aber auch den Mut hinzugehen und zu sagen: "He, entschuldige, könnt ihr das Foto von mir und meinen FreundInnen löschen? Gerne aber können wir ein Foto zu zweit machen!"

 

Das ist sicher wichtig, wenn man da mal eine Grenze zieht.

 

RONJA: Ja, voll!

 

Wie gehst du mit Hass im Netz um?

 

RONJA: Das ist natürlich schwierig. Gerade das Internet ist ein Ort, wo man sehr persönlich wird. Es gibt Tage, an denen es mir leichter fällt und dann folgen Tage, wo es mir schwerer fällt. Ich glaube, dass das ein ganz normales Auf und Ab ist. Dann muss ich mich daran erinnern, wenn diese Leute mich als Person kritisieren, dann kennen sie mich auch nicht wirklich. Nur die Version, die sie von mir haben. Die sie über irgendwelche Zeitschriften oder Medienberichte zeichnen. Das bin aber nicht ich! Sie verbringen ja nicht den Tag mit mir zusammen. Da versuche ich einfach diese Grenze zu ziehen, auch wenn es manchmal schwieriger oder leichter ist.

 

Du bist ja aufgrund deines Berufs richtig viel unterwegs. Wo fühlst du dich am meisten daheim?

 

RONJA: Das ist eine gute Frage! Ich glaube am meisten zu Hause fühle ich mich immer da, wo die Menschen sind, die ich am meisten mag. Ich habe aber mittlerweile gelernt, dass man sich überall zu Hause fühlen kann, wenn man die Entscheidung dazu trifft. Ich bin oft sehr "am Weg" und wenig zu Hause. Daheim fühle ich mich immer im Wald und in den Bergen. Dort bin ich einfach aufgewachsen! Wenn ich draußen in der Natur bin und die Vögel höre, fühle ich mich schon sehr daheim!

 

Gibt es einen Song, der dir hilft, wenn du mal traurig oder down bist?

 

RONJA: Songs von früher höre ich immer sehr gerne, die ich einst mit meinem Papa gespielt habe. Meine absolute Lieblingsband ist Creedence Clearwater Revival. Weiters mag ich The Who, The Kings und The Doors. Mit diesen Bands verbinde ich so viel Heimatgefühl, Schutz und Geborgenheit. 

 

In einem Video-Interview mit "Der Innsbruck Podcast" hast du einmal gesagt, dass du ein wenig Ukulele spielst. Wie bist du zu diesem Instrument gekommen und was gefällt dir daran?

 

RONJA (lacht):  Das war ganz lustig: Ich habe dieses Instrument am Tiroler Landestheater in Innsbruck, wo ich zwei Jahre lang im Ensemble war, für ein Stück lernen müssen. Das war eine coole Herausforderung. Ich habe es innerhalb von fünf Wochen erlernt. Ukulele ist echt ein feines Instrument, du kannst es auch überall hin mitnehmen und auch die Leute finde es irgendwie cool. Es ist so sommerlich. Ich bin zwar keine Profispielerin, aber manchmal klimpere ich so vor mich hin und wenn ich mir Texte überlege, dann begleite ich mich oft mit den Basic Chords. 

 

Welches Instrument würdest du gerne spielen können?

 

RONJA: Gerne würde ich richtig gut Klavier spielen können. Ich glaube, dass Klavier für jede Musikerin und jeden Musiker ein ganz wichtiges Instrument ist. Das kann ich schon noch lernen, aber noch habe ich nicht wirklich die Zeit und die Ruhe dazu gehabt.    

 

Welches Laster hast du?

 

RONJA (lacht): Laster habe ich sicher ein paar. Ich finde es fein, wenn ich sonntags frei habe, dann schlafe ich schon sehr lange und das ist ja auch gut. Manchmal würde ich gerne ein wenig früher aufstehen und nicht immer bis mittags schlafen, sondern möchte es auch mal schaffen um 10 Uhr aus dem Bett zu kommen. 

 

Was machst du, wenn du mal nicht einschlafen kannst? 

 

RONJA: Zu Hause kann ich eigentlich immer gut einschlafen. Da ich ein großer Fan von Naturprodukten und Naturkosmetik bin, trinke ich seit Neuestem abends gerne ein Getränk aus Ayurveda-Pulver, das man ins Wasser einrührt. Das ist wirklich Bombe, danach wird man so entspannt und kann zur Ruhe kommen. Gott sei Dank habe ich keine wirklich großen Einschlafprobleme.

 

Interview: POPMAGAZIN.at / Hans Juergen Gernot Miggl via Skype, veröffentlicht am 05.07.2021

 

(c) Enen Kucevic
(c) Enen Kucevic

Steckbrief: RONJA FORCHER

 

 Website: http://ronjaforcher.de

 

Geboren am 07. Juni 1996 in Innsbruck.

 

Lieblingsspeise: Vegetarische Lasagne. 

Lieblingsgetränk: Wasser mit Sprudel und einer Scheibe Zitrone. („Klingt zwar voll langweilig, aber es ist das beste Getränk!“).

 

Ohne diese drei Dinge kann ich nicht leben: Mein E-Reader („Ich lese sehr viel.“), mein Handy und eine top ausgestattete Küche („Ich liebe es zu kochen!“)

 

Angenommen du hast nur fünf Euro Budget für einen tollen Tag oder Abend. Mit wem verbringst du diese Zeit und was macht ihr mit dem Geld? Ich würde richtig leckere Snacks und coole Chips einkaufen und mit dieser Person irgendwo spazieren gehen. Vielleicht in den Wald oder zu einem See. Und dann einfach nur sitzen, Snacks futtern und quatschen."

 

Ein Buch, das du empfiehlst? Oh, da gibt es viele. Ich mag die deutsche Autorin Laura Malina Seiler sehr. Ihr erstes Buch „Schön, dass es dich gibt“ ist wirklich wunderbar.