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POPMAGAZIN-Interview mit Emma-Mo: "Das Vertrauen wieder aufzubauen war anfangs schwer"

(c) Kidizin Sane
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Die Sängerin Emma-Mo (23) veröffentlichte Ende September 2020 mit "Facetten" ihr Debutalbum. Ende Jänner 2021 releaste sie mit "Lüg mich nicht an" eine weitere Single aus diesem Album. Im Interview mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Jürgen Gernot Miggl sprach die Niederösterreicherin über ihre vielen Facetten, ihr Vorbild Emma Watson, beschissene Dinge im Leben und wie sie Mädels Mut machen möchte. Und wie sie Männer nun sieht. 

 

POPMAGAZIN: Deine aktuelle Single "Lüg mich nicht an" ist eine Abrechnung mit deinem damaligen Freund. Wie hast du es gemerkt, dass er nicht ehrlich zu dir war?
EMMA-MO: Naja, anfangs war alles in Ordnung. Dann ist es immer komischer geworden und da habe ich mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmt und habe ihn darauf angesprochen. Anfangs hat er es abgestritten, später bin ich aber durch Freunde draufgekommen. Dann hat er es mir auch bestätigt.

 

Bist du nun aufgrund dieser Erfahrung immer noch misstrauisch Männern gegenüber? Wie kannst du generell Vertrauen aufbauen?
Natürlich war es anfangs schwer, aber man darf nie ein Handeln oder ein Verhalten einer Person auf andere schließen! Vertrauen baue ich damit auf, dass mir jemand zeigt, dass er oder sie dieses Vertrauen von mir wert ist oder verdient hat. Ich muss sehen, dass diese Person es ernst meint und würde von mir selbst behaupten, dass ich eine ganz gute Menschenkenntnis habe und daher schnell erkenne, ob Menschen es ernst und gut mit mir meinen. Oder eben nicht.  
  

(c) Kidizin Sane
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Dein Debutalbum, das Ende September erschien, trägt den Titel "Facetten". Wie viele Facetten von dir hast du dabei gezeigt?

Wie viele Facetten ich zeige, sollte jeder beim Hören selbst entscheiden. "Facetten" auch deswegen, weil jeder der zehn Songs, die es auf das Album schafften, unterschiedlich ist. Also eine andere Seite von mir zeigt. Als ich mir die fertigen Songs vor einigen Monaten hintereinander anhörte, war ich eigentlich von mir selbst überrascht. Und davon, wie sich der jeweilige Song entwickelt hat. Wow, so viele Seiten gibt es von mir! Die eine ist total melancholisch, die andere geht in den Rock- oder Popbereich. "Facetten" kam mir aus diesem Grund als Albumtitel in den Sinn. 

 

"Alle Dinge", eine weitere Single aus deinem Erstlingswerk, handelt über beschissene Dinge. Also über Dinge die, einfach nicht gut sind. Was sind so für dich Dinge, die beschissen sind?

Grundsätzlich, wenn es nicht so läuft, wie man sich es vorstellt. So beginnt auch das Lied. Wenn man denkt, es kommt so wie es kommt und dann kommt es eben nicht so. Beschissen ist es auch, wenn man in der Schule sitzenbleibt. Das ist mir einmal passiert. Oder Auftritte, wo mir Leute den Rücken zukehrten, da es sie einfach nicht interessierte. Oder, wenn du nur eine von vielen bist. Oder, wenn du dir etwas vornimmst und es funktioniert überhaupt nicht. Solche Dinge können jedem passieren. 

 

Wie ist der Song entstanden?

Der Lukas und der Daniel (Kollegen; Ann. d. Red.) waren mit mir in einer Bar. Und irgendwann sind wir auf schlechte Dinge gekommen, die uns mal widerfahren sind. Von den ganz kleinen bis hin zu weltbewegenden Dingen. Dann merkten wir, dass es eine ziemlich coole Geschichte für einen Song sein kann. 

 

(c) Kidizin Sane
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Woher holst du dir generell den Impuls für Songtexte?

In Songwriting-Sessions nehme ich viele Ideen und Themen mit, die mich gerade interessieren und die ich loswerden möchte. Manchmal gibt es schon einzelne Melodien oder Samples.  Aus der Stimmung heraus, versuchen wir dann einen Text zu schreiben. Oder es ist andersherum, dass man einen Text hat und eine Melodie dazu macht. Die Songs entstehen aus verschiedenen Perspektiven. Hauptsächlich aus meiner Perspektive, aber auch aus der Sicht meiner anderen Songwriting-Partner. So kann man die Leute gut miteinbeziehen. Ich finde es auch cool, Stories von anderen Menschen zu erzählen. Manchmal catcht mich eine Story eines anderen so sehr, dass ich mir denke, dass ich einfach ein Lied darüberschreiben muss.

 

Wenn man Songs über seine Erlebnisse schreibt, ist es immer etwas sehr Persönliches. Oft sind es Dinge, die nur wenige Personen wissen. Wie leicht oder schwer fällt es dir diese Ideen zu Papier zu bringen?

Es kommt immer darauf an, mit wem ich zusammenarbeite. Den Lukas kenne ich schon ziemlich lange und auch den Daniel. Bei denen fällt es mir nicht schwer über solche Dinge zu reden. Aber auch da gehört eine gewisse Überwindung dazu. Wenn ich es dann von der Seele gesprochen habe, geht es mir eigentlich ganz gut damit. Ich hatte aber auch schon Songwriting-Sessions, wo es mir wirklich schwergefallen ist, da ich diese Leute noch nicht kannte. Immer ist es wichtig, dass man sich wohlfühlt dabei. Sonst kann auch kein guter Song entstehen.

 

(c) Kidizin Sane
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Du hast es vorhin schon angesprochen, dass du einmal sitzengeblieben bist in der Schule. Folglich hast du dich mehr auf die Musik konzentriert? 

Musik habe ich schon immer gemacht. Ich habe gesungen, ich war im Gesangsunterricht. Auch im Schultheater, wo ich meistens die Gesangsrollen bekam. Musik war immer ein Thema mit dem Ziel, einmal Sängerin zu werden. Meine eigenen Songs zu schreiben und zu präsentieren. Ich war in einer Hauptschule mit einem Sportzweig. Dort war lief es gut für mich, wollte dann in die soziale Richtung gehen und Sozialpädagogin werden. Beim zweiten Anlauf klappte es am BISOP Baden (Schule für Bundesinstitut für Sozialpädagogik; Ann. d. Red.) und ich dachte mir, dass das alles nicht so schwer ist. Dann merkte ich aber, dass es doch nicht so einfach ist. Musik habe ich indes aber doch noch gemacht, aber durch die Wiederholung der Schulstufe war für mich klar, dass es noch ein wenig dauert mit meiner Musikkarriere. Dieses eine Jahr war zugleich ein Ansporn für mich.

 

Was war für dich ausschlaggebend Songs auf Deutsch zu machen?

In der Zeit vor meiner Laufbahn als Emma-Mo, habe ich nur Coversongs auf Deutsch oder Englisch interpretiert. Bei "The Voice Of Austria" in der SCS erreichte ich das Finale. Dann haben sie mich gefragt, in welcher Sprache ich meine eigenen Songs machen möchte. Es begann alles mit "Amoi seg' ma uns wieder" von Andreas Gabalier und habe ich gesehen, obwohl es Mundart war, dass Deutsch eine sehr schöne Sprache ist. Und auch jene Sprache ist, in der ich mich am besten ausdrücken kann.

 

Über welches Thema würdest du nie einen Song schreiben?

Ich denke, dass es kein Thema gibt, das tabu ist. Politische Themen sind heikel. Da weiß ich nicht, ob ich mich herantrauen würde. Da muss man mit sehr viel Feingefühl arbeiten. 

Dein Künstlername ist eine Kombination aus dem Vornamen der Schauspielerin Emma Watson und den Anfangsbuchstaben deines richtigen Vornamens Monique.

 

Warum fasziniert dich Emma Watson?

Emma steht für Frauenrechte und Feminismus. Das finde ich sehr stark, denn in unserer heutigen Gesellschaft ist es noch immer schwierig mit Frauenthemen. Ich finde, dass Frauen noch immer sehr unterschätzt werden und vielleicht auch zu wenig geschätzt werden. Ich will den Mädels da draußen in meinen Songs zeigen, dass man alles schaffen kann. Ganz egal, ob man Mann oder Frau ist. 

 

Emma-Mo beim Interview mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Jürgen Miggl auf der Dachterrasse des 25Hotels in Wien.
Emma-Mo beim Interview mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Jürgen Miggl auf der Dachterrasse des 25Hotels in Wien.

Angenommen du hättest die Möglichkeit für eine Woche mit einer anderen Person zu tauschen. Auf wen würde deine Wahl fallen?

Emma Watson, da ich sehen möchte, wie stark sie ist.

 

Welche Vorbilder hast du in der Musik?

Ich finde alle KünstlerInnen stark, die etwas bewegen und ihre Meinung sagen. Und die sich nicht verbiegen lassen. Ich will einfach, dass mich die Leute so wahrnehmen, wie ich bin. Sarah Connor und Julian le Play finde ich sehr cool.

 

Wir erleben gerade keine einfachen Zeiten. Was motiviert dich?
Ja, das stimmt, dass wir gerade keine einfachen Zeiten haben, aber ich halte trotzdem daran fest, dass es bald wieder besser werden wird. Und natürlich hilft mir doch meine Familie sehr, meine FreundInnen - und natürlich auch mein Freund! Am Allerwichtigsten ist: Musik zu machen! Ich finde, dass Musik - egal ob man MusikerIn ist oder nicht - immer durch schwere Zeiten helfen kann. Es ist so etwas wie ein Therapiemittel für mich.

 

(c) Kidizin Sane
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ENTSCHEIDE DICH!

 

In der ersten oder letzten Reihe bei einem Konzert sein? In der ersten!

 

YouTube oder Spotify? Spotify.

 

Christina Stürmer oder Andreas Gabalier? Wow! Christina Stürmer.

 

Bier oder Wein? Wein.

 

Stadt oder Land? Ich liebe beides. Aber ich denke, dass es Land sein wird.


VERVOLLSTÄNDIGE DEN SATZ ...

 

Mein Lieblingswort ist ... voll.

 

Das Land, das ich als nächstes besuche ist ... Griechenland.

 

STECKBRIEF: Emma-Mo

 

Lieblingsspeise: Spaghetti

 

Lieblingsplatz: Bei mir zuhause an der Schwechat. Dort, wo es ruhig ist.

 

Lebensmotto: Es hat alles einen Sinn, wie es kommt. Und es kommt genauso, wie es kommen soll.

 

Schlechte Eigenschaften: Ich nehme mir alles zu schnell zu Herzen. Ich bin manchmal zu emotional.

 

Beste Eigenschaften: Dass ich nie aufgebe. Und alles durchziehe. Und auch, dass ich hilfsbereit bin.

 

Hobbies: Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen; in der Natur sein, spazieren gehen. 

 

SOCIAL MEDIA

 

Wie viel Zeit verbringst du auf Social Media pro Tag? Ca. 1,5 Stunden pro Tag. Ich nutze es hauptsächlich für meine Künstleraktivität.

 

Wie gehst du mit Hass im Netz um? Oder, wenn mal ein "Daumen runter" auf YouTube kommt? Es gehört auch dazu, man kann es schließlich nicht allen recht machen. Man darf sich nicht alles zu Herzen nehmen und sollte darüberstehen. Und daran denken der Person gefällt es nicht, aber dafür 500 anderen Menschen.

 

Würdest du aktiv auf einen negativen Kommentar eingehen? Ich nehme gerne Kritik an. Und versuche auch Dinge umzusetzen. Aber, wenn ich nicht seiner/ihrer Meinung bin, bedanke ich mich einfach für das Feedback oder Statement. 

 

Interview: Face-to-Face mit Emma-Mo und Hans Jürgen Gernot Miggl im Sommer 2020 im 25Hotels in Wien; aktuelle Fragen via Whatsapp im Feber 2021 beantwortet; veröffentlicht am 07.02.2021

 

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