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POPMAGAZIN-Interview mit Onk Lou: "Den roten Faden gibt es bei mir nicht!"

(c) Carina Antl
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Für seine Sommertour setzte sich ONK LOU (29) nach 12 Jahren wieder aufs Fahrrad und gab Corona-konforme Konzerte. Ende November 2020 erschien mit Quarterlife sein zweites Album. POPMAGAZIN-Redakteur Hans Jürgen Miggl sprach mit ihm über Straßenmusik, seine Anfänge und seine kommende Tour.

 

POPMAGAZIN: Du bist im Sommer zwei Wochen lang mit dem Fahrrad durch Österreich  gereist und hast Gartenkonzerte gegeben. Was nimmst du aus dieser speziellen Tour mit?

ONK LOU: Ich hatte jeden Tag großartige Momente. Das war fast schon kitschig! Rund acht Stunden pro Tag bin ich am Rad gesessen. Es war vollkommen anders als auf einer normaler Tour. Bei einer regulären Konzerttour muss man viel zu früh aus dem Hotel raus, fährt dann tausende Kilometer, baut in der Location auf, macht den Soundcheck, vertreibt sich folglich irgendwie die Zeit, abends spielt man das Konzert, macht Party und am nächsten Tag wieder dasselbe Programm. Jetzt war es so: Wir stehen leider auch zu früh auf, radeln in der ersten Stunde Kater und Muskelkater des Vortags weg. Man ist den ganzen Tag über in der frischen Luft. Dann kommt man bei der Location an und ist vollkommen aktiviert. Das war unheimlich schön. Man darf auch nicht vergessen: Man war bei den Fans zuhause, die einem die Türen öffneten und Freunde einluden. 

 

Wie war das Feedback von den Leuten?

Richtig crazy! Es war für viele Leute sicher auch das einzige Konzert, das sie im Sommer erleben durften. Und es war schräg für mich, als ich merkte: Die kennen jede Songzeile jedes Songs! 

 

Dein zweites Album Quarterlife ist Ende November erschienen. Es unterscheidet sich sehr vom Erstlingswerk Bogus, wo du auf Fiktion gesetzt hast. 

Genau, nun wollte ich von mir erzählen. Ich habe festgestellt, wenn man zugibt, dass man über sich selbst singt, erkennen sich auch andere Menschen in den Texten wieder. Wenn du ein Gefühl besingst, fühlen die Leute mit. Das finde ich einfach schön. Das Album ist auch ein Ergebnis aus vielen Selbstfindungsprozessen.

(c) Carina Antl
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Wenn wir nun ein paar Jahre zurückgehen: Wie waren deine Anfänge als Musiker?

Früher hatte ich tausende E-Mails samt Book Requests an Veranstalter und Locations geschickt. Oft bis fünf Uhr morgens, um irgendwie eine Tour machen zu können. Natürlich sind dabei Löcher entstanden. Dann habe ich mich halt meistens in der Stadt, in der ich mich gerade befand, auf die Straße gestellt und drauf losgespielt. Eine Show ist besser, als keine Show!

 

Hast du durch deine Straßenmusikkonzerte auch gemerkt, dass deine Community wächst?

Ja, das ist megaschräg. Bei normalen Konzerten sind im optimalen Fall Leute da, die bereits deine Fans sind. Auf der Straße hingegen wartet niemand auf dich und du hast kein Catering. Du spielst vielleicht schon eine gute Dreiviertelstunde und es ist richtig kalt. Denkst dir, drei Songs spiele ich noch, dann packe ich zusammen. Aber plötzlich läuft es richtig gut und ich spiele noch eine weitere Stunde.

 

Was war der prominenteste Spielort als Straßenmusiker?

Der Salzburger Mozartplatz. Salzburg ist eine geile Stadt! Und auch die Straßenmusik ist dort gut geregelt.

(c) Carina Antl
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Etwas Grundsätzliches: Warum machst du Musik?

Gute Frage! Mein Bruder hatte eine Band, mein Vater war Tanzlehrer. Also bin ich irgendwie damit aufgewachsen. Mit neun Jahren habe ich mit der Gitarre begonnen, mit 11 hatte ich die erste Band. Musik ist das, das ich am meisten liebe und möglichweise auch das Einzige, das ich gut kann. Ich habe schon vieles ausprobiert: Ich war Biogemüselieferant, im Büro, Student und zwangsmäßig Soldat. In allem war ich schlecht! Mit 23 habe ich mein Studium abgebrochen und machte die Musik zum Hauptjob. Es war die vernünftigste Entscheidung! 

 

Wie hat deine Familie reagiert, als du das Studium abgebrochen hast?

Es war echt verrückt. Ich habe es meinen Eltern erzählt. Mein Vater meinte, dass er mich ohnehin eher auf einer Bühne, als im Klassenzimmer sah. Ich war verwundert, dass es so gut aufgenommen wurde. 

 


Du hast schon einige Genres in der Musik ausprobiert. Warum wolltest du dich nie festlegen?

Es ist wichtig für mich, dass es nicht fad wird. So bleibt es einfach frisch. Es kommt auf mein Gefühl an, was ich machen möchte. Den roten Faden gibt es bei mir nicht.

So einzigartig deine Musik ist, so unverkennbar ist auch dein Stil.

Habe ich einen Stil? 

 

Dein Bart, deine langen Haare?

Ja, voll. Da habe ich heute mit meiner Mutter darüber gesprochen. Sie meinte: Innerlich bist du noch immer ein Metalhead geblieben! Ich finde es auch super, dass mein Bart ein Markenzeichen ist. Abrasieren will ich ihn ohnehin nicht!

 

Du hast Metal vorhin erwähnt. Du bist auch ein großer Fan einer bestimmten Band. Erzähle mal!

Ich bin 2019 extra nach Helsinki geflogen um das letzte Konzert von Children Of Bodom zu sehen. Bist du narrisch, war das geil! Aber auch ein wenig traurig. 

 

Das ist es leider immer, wenn eine Lieblingsband ihr Abschiedskonzert gibt. Heuer gehst du wieder auf Tour. Auf welche Locations freust du dich besonders?

Auf den Spielboden in Dornbirn! Sie waren die Ersten, die mich buchten, da sie meine Musik geil finden. Tolle Location, richtig nette Leute und feines Catering! Natürlich freue ich mich auch sehr auf den Posthof Linz, das Salzburger Rockhouse und die Szene Wien. 

(c) Carina Antl
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Welche positiven Seiten nimmst du aus der noch immer andauernden Coronazeit mit?

Meine Sommertour und die Doku, die darüber gedreht wurde. Und, dass ich wieder mit dem Fahrrad fuhr. Das alles wäre ohne Corona nie passiert. 

 

STECKBRIEF: ONK LOU

 

Lebt in: Wien-Landstraße.

Lieblingsspeise: Rindsschnitzel mit Nudeln.

Lieblingsgetränke: Wasser, Kaffee, Wein, Grappa.

Mein Mantra: Es gibt immer einen Weg!

Meine Lieblingslokale in Wien: Café Goldegg, Café Afro, Polkadot.

 

Interview fand Ende November 2020 statt, veröffentlicht wurde es am 30.01.2021

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