POPMAGAZIN-Interview mit Synthie-Pop-Duo RAVEN RED: „Wir fallen in diese Grauzone!“

(c)  RAVEN RED
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BAD GASTEIN/WIEN. Seit über zwei Jahren sorgt das Duo RAVEN RED für frischen Synthie-Pop-Sound. RAVEN RED sind Sängerin und Songwriterin Maggie Löffler aus Bad Gastein und Soundmastermind und Produzent Dan Fisher aus Manchester (England). POPMAGAZIN-Redakteur Hans Juergen Gernot Miggl traf die beiden Musiker*innen zum Interview in deren Studio in der Wiener Burggasse.

 

POPMAGAZIN: „I’m Not Alone“ heißt eine euer Singles. Was ist die Story hinter diesem Song?“

 

DAN FISHER: „Also, du kannst diese Frage gerne beantworten (an Maggie). Maggie, du hast doch den Großteil des Textes geschrieben.“ (lacht)

 

MAGGIE LÖFFLER: „Ok. Ja ich würde sagen es geht um das Erwachsenwerden. Ich habe an die Zeit zurückgedacht, wie ich damals mit 18 Jahren nach Wien gekommen bin. Man weiß nicht was man mit dem Leben vorhat. Und man hat natürlich immer viele Selbstzweifel. Wo geht es hin mit einem? Es gibt so viele Möglichkeiten was man machen kann im Leben. Und dass man nie vergessen sollte, dass man immer Leute hinter einem stehen hat.“ 

 

POPMAGAZIN: „Das Video ist ja ganz cool! Wo habt ihr es aufgenommen?“

 

DAN: „Bad Gastein, im Bundesland Salzburg.“

 

MAGGIE: „Bad Gastein ist meine Home-Town. (lacht) Ja, das ist ganz spannend. Das ist das alte Kraftwerk am berühmten Wasserfall. Und das steht jetzt wirklich schon länger leer. Es ist oft für Vernissagen genützt worden. Und ja, es haben schon sehr viele Künstler genutzt. Und das merkt man auch in dem Gebäude sehr.“

 

DAN: „Wirklich coole alte Böden gibt es dort und alte Tapeten … Wirklich cool!“

 

MAGGIE: „Ja und jedes Zimmer sieht anders aus. Da war ein Zimmer, das war komplett blau. Das Gebäude hat wirklich viele Geschichten zu erzählen.“

 

DAN: „Aber es war richtig kalt!“

 

MAGGIE: „Ja! Richtig kalt!“

 

POPMAGAZIN: „Wann war das?“

 

MAGGIE: „Das war im März.“

 

(c) Johannes Löffler
(c) Johannes Löffler

POPMAGAZIN: „Wo habt ihr euch kennengelernt?“

 

DAN: „Wir wurden einander von einem gemeinsamen Freund vorgestellt. Er wusste, dass ich auf der Suche nach einer Sängerin für meine Projekte war. Zu diesem Zeitpunkt kannten Maggie und ich uns noch nicht. Es ist immer interessant mit jemandem Musik zu machen, den man noch nie gesehen hat. Also habe ich sie ins Studio eingeladen, ihr einige Demos gezeigt. „Hey this is the direction, I want it to go, would you be interested?“ Maggie war gleich: „Yeah yeah, let’s do it!“ Also haben wir entschieden einen Song gemeinsam zu schreiben. Das war „Alive Again“. Wir haben entschieden weiterzumachen, wenn uns die gemeinsame Arbeit Spaß macht. Wir haben einen super Workflow und haben uns super verstanden, also haben wir das Projekt gestartet.“

 

POPMAGAZIN: „Ist da eine Story zu eurem Namen?“

 

DAN: (lacht) „Lustig, dass du danach fragst! Wir haben die ganze Woche vor dem Interview debattiert, ob wir etwas erfinden sollen.“

 

MAGGIE: „Aber dann haben wir entschieden einfach ehrlich zu sein.“ (lacht)

 

DAN: „Wir wollten etwas, das „memorable“ ist. Das „R-R“, like Raven Red, sticks really well.“ 

Im Studio. Maggie Löffler (M.) und Dan Fisher beim Post-Interview-Shooting mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Juergen Gernot Miggl (l.). (c) Maggie Löffler
Im Studio. Maggie Löffler (M.) und Dan Fisher beim Post-Interview-Shooting mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Juergen Gernot Miggl (l.). (c) Maggie Löffler

POPMAGAZIN: „Wie ist das Songwriting bei euch? Wer bringt das Thema?“

 

MAGGIE: „Meistens fangen wir mit einer Melodie an. Wenn das fertig ist versuchen wir den Rest zu finden. Lyrics sind immer der letzte Teil.“

 

DAN: „Ich würde nicht sagen, dass die Lyrics zweitrangig sind. Aber wir wollen, dass die Musik eine Hook hat, gut ins Ohr geht. Wir brauchen einen Prechorus in jedem Song. (lacht)“

 

MAGGIE: „M an muss sich daran erinnern. It should be stuck in your head.“

 

DAN: „Wenn die Musik steht, bringt Maggie die ersten Lyrics. Und dann arbeiten wir die weiter gemeinsam aus. Wir verbringen viel Zeit um sicher zu gehen, dass die Lyrics zur Melodie passen. Und dass es Sinn ergibt.“

 

MAGGIE: „Es ist toll für mich mit einem Native Speaker zu arbeiten. (lacht)“

 

POPMAGAZIN: „Habt ihr schon mal gestritten?“

 

MAGGIE: „Nein.“ (lacht)

 

DAN: „Not yet! (lacht) Nein, wir verstehen uns wirklich gut! Die 1 ½ Jahr die wir jetzt zusammen arbeiten haben wir uns natürlich auch persönlich kennengelernt. Wir verbringen gerne Zeit zusammen.“

 

MAGGIE: „Es ist auch gut, dass wir uns alles ehrlich ins Gesicht sagen.“

 

DAN: „Ja! Wenn sie (Maggie) einen Text bringt der mir nicht gefällt, she’ll know. (lacht)“

 

MAGGIE: „Ja und wenn mir etwas nicht gefällt, sage ich es auch gleich. Vielleicht streiten wir deshalb nicht.“

(c) Johannes Löffler
(c) Johannes Löffler

POPMAGAZIN: „Habt ihr Idole?“

 

MAGGIE: „Natürlich. Jeder hat doch Idole!“ (lacht)

 

DAN: „Ich bin mit Blink-182 aufgewachsen. Sad to say, aber ich würde ohne diese Band nicht Gitarre spielen. Als ich das Riff aus dem Song „Dammit“ gehört habe war meine Reaktion: „Ok I wanna play the guitar.“ (lacht)

 

MAGGIE: „Meine größte Inspiration war immer Avril Lavigne. (lacht) So habe ich mit Songwriting angefangen. Jeder Song hat geklungen als wäre er von Avril Lavigne. Man konnte sofort hören, dass sie großen Einfluss auf mich hatte.“

 

POPMAGAZIN: „Hast du einen Lieblingssong von Avril Lavigne?“

 

MAGGIE: „Oh, da gibt es so viele! Ich liebe „I’m With You“. Oder „Innocence“, „When You’re Gone“, „Fall to Pieces“

 

POPMAGAZIN: „Warum macht ihr Musik?“

 

DAN: „Es ist meine große Leidenschaft. Ich mache das jetzt schon lange. Ich habe in England von meinem 14. Lebensjahr an in Bands gespielt. Und dann habe ich zu Weihnachten einen alten Tape Recorder bekommen. Ich war so begeistert, dass ich etwas aufnehmen kann, zurückspulen kann und noch einmal aufnehmen kann. I was mindblown. (lacht) Und seitdem war ich immer dabei Dinge zu recorden. Und natürlich auch zu produzieren.“

 

MAGGIE: „Ich wollte immer Sängerin sein. Es hat begonnen, da war ich 3 Jahre alt. Ich habe mir ein Mikro zum Geburtstag gewünscht. Meine Mama sagt immer, dass Sie Mozart in der Schwangerschaft gehört hat, das ist schuld. (lacht) Dann habe ich mit Gitarre angefangen. Und mit dem hat Songwriting angefangen. Und seitdem nicht mehr aufgehört.“

 

POPMAGAZIN: „Ist Wien der beste Platz für euch um Musik zu machen?“

 

DAN: „Ja; es ist eine wundervolle Stadt. Mit so viel Musikgeschichte. Viele Menschen fragen warum ich hier bin und nicht in England. Aber es ist egal, in welcher Stadt du bist, es ist immer schwierig ins Radio kommen und Einfluss auf die Musikszene nehmen …“

 

POPMAGAZIN: „Welche Connections habt ihr zu anderen Bands in Österreich? Welchen Austausch verfolgt ihr?“

 

MAGGIE: „Ich studiere Gesang und da arbeite ich mit sehr vielen Musikerinnen und Musikern zusammen. Da bist du halt wirklich im ständigen Austausch. Und wir supporten uns alle gegenseitig, wenn wir einen Release haben. Ich bin da direkt an der Front.“

 

Dan Fisher und Maggie Löffler. (c) Ewa Podgorska
Dan Fisher und Maggie Löffler. (c) Ewa Podgorska

POPMAGAZIN: „Was ist das härteste am Musikberuf? Wo sind die Schattenseiten?“

 

DAN: „Ins Radio zu kommen. Wir fallen in diese Grauzone. Wir sind nicht richtiger Mainstream-Pop aber auch nicht richtig Alternative. Wir sind in der Mitte. Und weil wir eine neue Band sind, sind sich viele Radiosender etwas unsicher.“

 

MAGGIE: „Wir wollen trotzdem unser eigenes Ding machen. Das ist das Wichtigste.“

 

DAN: „Genau. Nur wir wollen nicht super poppig werden, um ins Radio zu kommen.“

 

POPMAGAZIN: „In solchen Zeiten ist es nicht so einfach. Was hat euch geholfen, wie habt Ihr Euch neu motivieren können?“

 

MAGGIE: „Ja ich bin richtig dankbar gewesen in dieser Zeit, dass ich die Möglichkeit gehabt habe, dass ich im Studio arbeite. Und an Songs schreibe. Man muss die Arbeit irgendwie kompensieren, wenn Du nicht live spielen kannst. Aufs Songwriting konzentrieren.“

 

DAN: „Wir haben uns vor Corona kennengelernt. Und wir haben ohnehin schon Songs geschrieben. Also für uns hat sich nicht so viel verändert. Im ersten Teil von Corona waren wir ohnehin am Songwriten.“

 

MAGGIE: „Es war toll, dass wir das tun konnten. Ich glaube es gibt so vielen Künstler*innen die verloren sind. Weil sie immer 100 live Gigs pro Jahr spielten, aber nicht die Möglichkeit haben in einem Studio oder mit Producer zu arbeiten.“

 

DAN: „Aber wir würden gerne anfangen live zu spielen. Wir wollen einige Livevideos in einem Studio aufnehmen. Wir wollen eine Band sein. Es ist schwer, wenn die Leute die ganze Musik hinter uns hören und nur uns beide als Duo sehen. Aber wir haben eine Band und wollen das beweisen. Es ist ein Teil der Integrität. Du muss beweisen, dass Du live spielen kannst.“

 

POPMAGAZIN: „Was sind eure nächsten Pläne?“

 

DAN: „Singles releasen. Wir haben eine weitere ready to go. Es ist ein sehr sommerlicher Song. Also warten wir noch ein wenig und wollen dazu auch gleich ein Video releasen. Wir haben auch einen traurigen Song. Und noch weitere Singles in den Startlöchern und dann werden wir hoffentlich live spielen.“

 

RAVEN REDs Song Underground ist bereits erschienen - seht hier das Video: 

 

(c) RAVEN RED
(c) RAVEN RED

POPMAGAZIN: „Habt ihr ein gemeinsames Hobby?“

 

MAGGIE: „Vielleicht Star Wars? (lacht) Und die Musik natürlich!“

 

DAN: „Das ist der größte Teil unserer Beider leben. Wenn Du etwas in dem Business erreichen willst muss es das auch sein.“

 

POPMAGAZIN: „Habt ihr derzeit einen Song den ihr nicht vergessen könnt?“

 

MAGGIE: „Ich höre auch sehr viel Metal. Und da gibt es einen Song, den höre ich jeden Tag. Die Band heißt Nothing More. Der Song heißt „Salem (Burn The Witch)“. (lacht)“

 

DAN: „Nicht unbedingt ein einzelner Song, vieles vom neuen Biffy Clyro. Das ist toll. Und ich mag die neue Chvrches Single. Von denen sind wir auch ein wenig inspiriert. Das mit dem Synths und so.“ 

 

POPMAGAZIN: „Wann bist du nach Wien gekommen?“

 

DAN: „Ich bin aus Manchester. Und es ist mir unangenehm zuzugeben, mein Deutsch sollte besser sein. (lacht) Ich bin seit 2011 hier. Aber ich war immer auf Tour mit Bands. Als Merch Guy oder einfach um den Van zu fahren.“

 

POPMAGAZIN: „Was ist eure Meinung zu Castingshows?“

 

MAGGIE: „Ich sehe gerne Shows wie The Voice Of Germany. Aber ich denke ich habe keine Obsession dafür. Ich finde es cool, tolle Künstler*innen sind dort dabei …“

 

DAN: „Ich mag Castingshows gar nicht. Ich bin genau das Gegenteil. (lacht) Es ist unterhaltsam. Aber es macht mir Sorgen, dass Musiker*innen und Kinder denken, dass das der Weg ist um etwas zu erreichen. Du musst eine Casting Show gewinnen. Aber nein, mach I Ding. Put it out there. Das bereitet mir Sorgen. Du musst dafür arbeiten. Du gehst auf Tour, du lernst Leute kennen, Du spielst Liveshows.“

 

MAGGIE: „Man muss wirklich viel selber in die Hand nehmen. Es wird nie leicht geschenkt.“

 

DAN: „Durchhaltevermögen ist wichtig. Als Künstler*in solltest du versuchen deine Fanbase aufzubauen. Leute finden die mögen was Du machst.“

 

POPMAGAZIN: „Die Siegerin von Starmania21 kam aus deinem Bundesland.“

 

MAGGIE: „Ich muss sagen, ich habe die Anfänge geschaut, aber es dann leider nicht zu Ende geschaut … Aber Anna Buchegger ist eine richtig gute Sängerin!“

 

POPMAGAZIN: „Sprechen wir über Social Media. Wieviel Zeit verbringt ihr damit?“

 

DAN: „Zu viel Zeit! (lacht) Es ist etwas worüber wir gesprochen haben. Wir haben einen Plan wann wir was posten. Sogar die Hashtags überlegen wir uns genau. Was ich hasse. Aber es ist alles ein Teil des Jobs.“ (lacht)

 

POPMAGAZIN: „Wenn ihr keine Musiker wärt, würdet ihr auch auf Social Media sein?“

 

DAN: „Ja, vor allem da ich nicht bei meiner Familie lebe. Es ist ein toller Weg um in Kontakt zu bleiben.“

 

POPMAGAZIN: „Was war das größte Kompliment, das ihr für euer Projekt bekommen habt?“

 

DAN: „Dein Writeup (>> hier nachzulesen) war sehr nice. Das war die erste Presse, die wir bekommen haben! Wir bekommen viele Komplimente für die Songs. Wir überlegen sehr genau, wie wir ankommen wollen und wie wir Dinge präsentieren. Es ist wie dein Baby zu präsentieren. Wir wollen, dass es so gut wie möglich ist. Wir bekommen viele Komplimente dafür wie professionell es klingt und wie professionell die Videos sind. Das ist schön zu hören! Wir stecken viel Arbeit hinein.“

 

POPMAGAZIN: „Letzte Frage, ist es schwer Geld mit Spotify zu bekommen?“

 

DAN: „Yes. There’s no money. (lacht)

 

POPMAGAZIN: „Danke für Eure Zeit!“

DAN: „Cool, wir danken dir!“

 

Interview / Fragen / Recherche: 

POPMAGAZIN.at / Hans Juergen Gernot Miggl, hans-juergen.miggl@popmagazin.at


Produktion / Transkription / Text:

POPMAGAZIN.at / Jelena Petener, jelena.petener@popmagazin.at, 09.04.2022