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KAYOMI im Interview: „Musik ist ein geselliges Ding, sie ist nie alleine!“

KAYOMI sind  Alexander Distl, Alexander Kuroll, Christian Woltron, Georg Pinter und Juliane Weselka. (c) Isabella Hewlett
KAYOMI sind Alexander Distl, Alexander Kuroll, Christian Woltron, Georg Pinter und Juliane Weselka. (c) Isabella Hewlett
Shooting am Wasser. (c) Michelle Abert
Shooting am Wasser. (c) Michelle Abert

WIEN. Die Band KAYOMI ist laut und tanzbar. Mitte Juni erschien ihr 12 Songs umfassendes Debütalbum „KAYOMI“. Wie sich die fünfköpfige Truppe rund um Leadsänger Alexander Kuroll gefunden hat, wie es zum außergewöhnlichen Bandnamen kam und wie hart sie das Musikbusiness für junge Bands einschätzen, verrieten sie im Interview im Bednar-Park (Wien-Leopoldstadt) mit POPMAGAZIN-Redakteur Hans Juergen Miggl.

 

POPMAGAZIN: Euer Debütalbum „KAYOMI“ ist kürzlich erschienen. Wie hart habt ihr dran gearbeitet?

 

GEORG PINTER: Für das Album selbst haben wir gar nicht so lange gebraucht. Das Ding war eher, dass uns Corona da ein wenig hineingepfuscht hat. Es war viel Arbeit, hat aber auch viel Spaß gemacht. 

 

Ihr wolltet das Album eigentlich schon im Oktober 2020 herausbringen?

 

JULIANE WESELKA: Man kann es immer nach hinten verschieben, aber wir haben beschlossen: Wenn nicht jetzt, wann dann? Auch weil wir schon wieder neue Musik schreiben, wollten wir mal das herausbringen, das schon fertig ist.

 

Wie kam es zu euren Bandnamen? KAYOMI klingt ja doch ausgefallen.

 

JULIANE: Wir konnten uns lange nicht einigen, haben ein Jahr lang überlegt. Vor allem müssen bei fünf Bandmitgliedern alle „Ja!“ sagen, es kann keinen geben, der „Nein!“ sagt. Irgendwann war ich auf Auslandssemester auf La Réunion und habe französische Abkürzungen gelernt. Und da ist mir „Ayomi“ untergekommen. So schrieb ich in die Gruppe: „Nennen wir uns Ayomi?“ Einer von uns schrieb dann: „Mit „K“ klingt es noch besser“. Und plötzlich haben alle „Ja!“ geschrieben.

ALEXANDER „KURI“ KUROLL: Wir haben uns einfach gedacht, wir nehmen das.

GEORG (ironisch): Ich bin eigentlich gar nicht so happy mit dem Namen.

JULIANE: Jetzt ist es zu spät!

 

Was kann man sich bildlich unter dem Bandnamen vorstellen?

 

JULIANE: Das erste Mal, als wir diesen Namen gegoogelt haben, sind uns Katzenvideos untergekommen. Das würde weniger zu uns passen. Kayomi ist hingegen auch ein japanischer Vorname. 

KURI: Farbig, bunt. So wie auch wir sind. Bunt wurde das Albumcover gestaltet, wir sind recht vielfältig. Ich habe jetzt aber kein konkretes Bild vor Augen, das uns visuell beschreiben würde. Finde es sehr cool, dass unser Bandname japanisch klingt, da ich diese Kultur mag. 

 

(c) Michelle Abert
(c) Michelle Abert

Ihr hört unterschiedliche Musik. Wie schnell habt ihr euch als Band einigen können, in welche Richtung es gehen kann?

 

GEORG: In gewisser Weise gab es diese Entscheidung nie. Wir haben nie darüber diskutiert, in welches Genre es gehen soll.

JULIANE: Wir machten es einfach!

KURI: Wir haben einfach Songideen gehabt und gingen damit in den Proberaum. Wenn jeder dann dort seinen Senf dazugibt, entsteht sowieso wieder etwas Eigenes. 

 

Woher kommen die Ideen?

 

KURI: Viele Ideen kommen von mir, auch schon ausgearbeitete Lieder. Im Bandkontext kann es sich dann noch ein wenig ändern. In dieses Album sind viele negative Emotionen als Inspiration hineingeflossen. Alle von uns hatten auf unterschiedliche Weise schwierige Zeiten durchgemacht. 

 

Wie habt ihr euch als Band gefunden?

 

GEORG: Wir haben relativ lang gemeinsam in einer anderen Band gespielt. Dort ging es eher in die softe Richtung. Dann haben wir uns gedacht, dass wir doch Musik machen wollen, die mehr abgeht. Schließlich haben wir uns zu fünft zusammengetan ...

JULIANE: ... und uns neu formiert.

 

Was ist eure die Motivation dahinter, in einer Band zu sein?

 

KURI: Das ist eine gute Frage. 

JULIANE: Es ist auch die Truppe, die es ausmacht. Alleine wäre man nicht so wie zu fünft. Die Einflüsse der anderen tragen einen musikalisch als auch persönlich ganz in einer andere Richtung hin. Eine Zeit lang haben wir uns corona-bedingt nur online getroffen. Nun können wir wieder gemeinsam raus und so auch wachsen als Band. 

KURI: Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man live spielen kann. Selbst wenn es nur eine Probe ist. Im letzten Jahr haben wir nicht oft die Gelegenheit gehabt. Wenn man dann wieder spielt, merkt man: „Wow das ist ein geiles Gefühl, wenn man gemeinsam kreativ sein kann!“

JULIANE: Es ist wie ein Hype. Die Liveauftritte des letzten Herbstes sind uns noch gut in Erinnerung, Das Negative geht dann unter, es überwiegen einfach die schönen Livemomente. 

 

(c) Isabella Hewlett
(c) Isabella Hewlett

Was nehmt ihr euch aus der Corona-Zeit mit?

 

GEORG: Ich glaube man kommt drauf, was wirklich das Wichtigste im Leben ist. Wenn es dann so einen „Cut“ gibt, der alle Leute betrifft, ermöglicht es vielleicht einem die Chance, sich zu überlegen, was man wirklich will und wie und mit wem man seine Zeit verbringen möchte. Wenn man das in einer Gruppe macht, wie wir es sind, und gemeinsam an einem Ziel arbeitet, dann ist es irrsinnig schön. Wie der Kuri vorhin schon sagte: Als wir im Herbst am Donaukanaltreiben spielten, wurde uns schnell klar, dass es das ist, das wir wollen! Jetzt freuen wir uns auf die kommenden Auftritte.

 

Was zählt für euch im Leben?

 

JULIANE (lacht): Sozialkontakte! Und die Musik ist so ein geselliges Ding, sie ist nie alleine! Im Endeffekt möchte man Musik weitertragen, man will ein Publikum, die Leute treffen. Onlinepräsenz ist natürlich auch wichtig. 

ALEXANDER ALEX DISTL: Ich denke, dass wir ziemlich produktiv waren. 

JULIANE: Und natürlich ist Gesundheit wichtig!

 

Wen wollt ihr mit euer Musik erreichen? Wer soll auf eure Konzerte kommen?

 

JULIANE (lacht): Alle!

KURI: TikTok-Influencer. 

 

Wen wollt ihr nicht sehen?

 

ALEX: Es ist jeder willkommen. Wir finden es auch spannend, wie das Album ankommt, wenn wir mit Leuten darüber sprechen. Ich finde es interessant, dass es so viele unterschiedliche Meinungen gibt. Jeder hat seinen Lieblingssong auf der Platte. 

 

(c) Isabella Hewlett
(c) Isabella Hewlett

Euer persönlicher Lieblingssong des Albums?

 

GEORG: My Moon.

KURI: My Moon.

ALEX: My Moon. 

JULIANE: Heal Me. Eigentlich der härteste Song des Albums.

CHRISTIAN WOLTRON: Heal Me.

 

Wie beschreibt ihr euch als Band Leuten gegenüber, die euch noch nicht kennen?

 

KURI: Wir sind auch privat eine lustige Truppe.

GEORG: Wir haben mal mit einer PR-Typin zusammengearbeitet.

JULIANE (lacht): Und was hat sie gesagt?

GEORG: Sie sagte, dass wir echt eine liebe Band sind! Also: Man sollte sich uns auf jeden Fall anhören!

JULIANE: We are family!

GEORG: Als Band sind wir lieb, einzeln vielleicht nicht so ganz.

JULIANE: Wir holen das Beste aus uns raus. 

KURI: Unsere Musik klingt vielleicht gar nicht so, als wären wir so lieb. Auch in unseren Videos kommen wir nicht so lieb rüber, aber eigentlich sind wir sehr menschlich und haben uns sehr gerne.

JULIANE: Wie wir uns beschreiben? Wenn man tiefgründige Inhalte mag und sich in diese hineinversetzen und mitleben kann, kann man genauso zu unseren Konzerten kommen, als wenn man „nur“ Musik hören will und ein bisschen abgehen möchte. Auch, wenn man runterkommen will.

 

Gibt es eine Band, die Überschneidungen zu euch hat? Wo habt ihr euch inspiriert?

 

KURI: Vielleicht The Queens Of The Stoneage, wenn man es von der Rockseite her betrachtet. Es gibt viele, die uns beeinflussten. Auch im Hip-Hop-Bereich.

 

Juliane, ist es für dich eigentlich schwer mit lauter Männern in einer Band zu sein? Oder diese Frage umgekehrt an die Jungs gerichtet: Verhält ihr euch anders, wenn sie dabei ist?

 

KURI: Wir sind immer ganz nervös. 

JULIANE: In Wahrheit habe ich sie nie ohne mich erlebt. Nein, es ist eigentlich eine willkommene Abwechslung für mich. In meinem Studium (Medizin; d. Red.) ist der Freundeskreis doch eher weiblich. Die Jungs in der Band sind alle so unterschiedlich, auch in dem, was sie machen. Eigentlich ist es sehr entspannt, ich könnte mir keine bessere Truppe vorstellen. Nun bin ich gespannt, was ihr sagt! 

CHRISTIAN: Im Endeffekt ist es völlig egal. Es ist schön, dass ein Mädchen in der Band ist.

JULIANE: Ein Mädchen?!

ALLE ANDEREN: Wie haben ein Mädchen in der Band!

JULIANE (lacht): Ihr kriegt genauso eine Watsche zwischendurch!   

ALEX: Wir kennen uns einfach schon lange. Sind auch mal draufgekommen, dass Juliane und ich,  damals im gleichen Chor waren. Und das erst, als wir schon in einer gemeinsamen Band waren.

JULIANE: Manche brauchen halt länger.

 

Was macht ihr abseits von der Band, privat zusammen?

 

JULIANE: Auf Urlaub fahren!

ALLE ANDEREN: Jenga! Wir haben uns drei Packungen gekauft.

JULIANE: Spike Ball haben wir auch entdeckt!

KURI: Wir waren im letzten Jahr auf Österreich-Urlaub. In Mattighofen und haben das KTM-Werk besucht. Und mit dem Alex gehe ich manchmal skaten.

ALEX: Als Musiker ist das vielleicht ein gefährliches Hobby.

JULIANE: Wir sind schon privat mit allen Aktivitäten so verbunden. Wir waren gemeinsam singen an Chorwochenenden.

 

 

(c) Isabella Hewlett
(c) Isabella Hewlett

Wer hat bei euch in der Band das letzte Wort?

 

JULIANE: Ich natürlich! Nein, ich denke, das ist einfach eine Mehrheitsentscheidung.  

KURI: Bei der Singleauswahl war es auch sehr demokratisch.

 

Ist das Musikbusiness für eine junge Bands eine harte Branche?

 

KURI: Es ist komplex. Einerseits ist es einfacher als früher. Man kann viele Dinge auf allen Streamingplattformen releasen und ähnlichen Formaten präsentieren. Andererseits gibt es dadurch einen immensen Zuwachs an Releases. Von diversen Streamingplattformen oder besser gesagt von einer, kann man auch extrem gepusht werden. Man soll releasen, releasen, releasen. Im Endeffekt fragt man sich aber, was für den/die MusikerIn dabei herauskommt. 

GEORG: Es ist ein ziemlicher Konsumwahnsinn geworden, fast wie bei Serien.

JULIANE: Und kurzlebig.

KURI: Die Red Hot Chili Peppers haben im letzten Jahr all ihre Rechte verkauft. Es wird spannend. Ich hinterfrage sehr viel. Andererseits hat man viele Chancen es zu schaffen. Sogar aus dem Schlafzimmer heraus. Und das ist etwas Gutes.  

 

Seid ihr schon mal über den Tisch gezogen worden?

 

KURI: Also richtig über den Tisch gezogen noch nicht. Aber schlechte Erfahrungen haben wir schon gemacht. Man trifft manchmal auf Leute, die sagen, sie kennen sich aus und können dies und jenes bieten und in Wahrheit ist es aber nur heiße Luft.

JULIANE: Mit der Zeit lernt man es schon, diese Dinge auszusortieren. Damals hätte man auch mir alles erzählen können. Mundpropaganda hilft da schon sehr. Wenn andere auf jemanden vertrauen, dann macht man es auch eher. 

GEORG: Wir haben mittlerweile echt coole Leute kennengelernt, die uns als Band unterstützen u.a. Alexander Lausch. Und die Isabella, mit der wir unsere Bandfotos machten. Oder Stefan Krenn, mit dem wir viele unserer Videos gedreht haben. Alles coole Leute, die dahinterstehen.

JULIANE: Wir bauen ein bisschen unser Netz auf! 

GEORG: Und natürlich Felix Malmborg, der das Albumcover gestaltete. Paulina Parvanov hat uns auch sehr geholfen. Und viele andere ebenfalls!

 

 

Interview: POPMAGAZIN.at / Hans Juergen Gernot Miggl, veröffentlicht am 08.07.2021

 

Albumcover: KAYOMI „KAYOMI“
Albumcover: KAYOMI „KAYOMI“