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Christina Zurbrügg im POPMAGAZIN-Interview: „Dann machen wir es wirklich an einem schönen Ort!“

(c) Stephan Mussil
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(c) Oliver Topf
(c) Oliver Topf

WIEN. Musikerin Christina Zurbrügg wächst im Berner Oberland (Schweiz) auf, dann verschlägt es sie ins ferne Südamerika und schließlich schlägt sie ihre Zelte in Wien auf. Angekommen? Schon und auch der Liebe wegen. Im POPMAGAZIN-Interview mit Redakteur Hans Juergen Gernot Miggl spricht Christina über ihr neues Album The Heart Is An Eternal Wanderer, das Jodeln, Reisen und Meeresfrüchte. 

 

POPMAGAZIN: „Hallo Christina, hallo Michael, danke für eure Zeit! Wir sind bei euch im Studio im siebten Wiener Bezirk. Fangen wir direkt mit eurem Album The Heart Is An Eternal Wanderer an! Ein Song davon heißt auch so. Da hast du, Christina, den Schriftsteller Heinz Rudolf Unger in deine Lyrics einfließen lassen. Warum das?“ 

CHRISTINA ZURBRÜGG: „Heinz Unger war ein Freund von uns. Einfach ein wunderbarer Dichter. Er hatte für ein Filmprojekt einmal 8 Gedichte geschrieben und das ist eines von diesen 8 Gedichten das wir vertont haben. Einfach weil es uns so gut gefällt.“

 

POPMAGAZIN: „Das Album ist ja mit deutschen und englischen Lyrics bestückt. Warum die Mischung?“

CHRISTINA: „Das hat sich ergeben, dass ich meine Songs immer zuerst in Schweizerdeutsch schreibe. Weil es meine Muttersprache ist. Nur ist das natürlich schwierig, von der Verständlichkeit her. Dann stellte sich die Frage: „Welche Sprache passt?“. Und Englisch hat einfach am besten gepasst.“

 

POPMAGAZIN: „Schweizerdeutsch ist auch schön, nur für viele halt schwer verständlich.“

CHRISTINA: „Schweizerdeutsch ist wunderbar, weil da fast immer ein Vokal am Schluss steht. Und in der deutschen Sprache meistens ein Konsonant. Das kommt irgendwie nie so richtig zum Klingen.“

 

POPMAGAZIN: „Bist du ein visueller Typ? Hast Du Bilder vor Dir, wenn Du Songs schreibst? Zum Beispiel von der Schweiz?“

CHRISTINA: „Nein eigentlich nicht. Aber ich merke schon, wenn es darum geht etwas Ureigenes auszudrücken, dass ganz automatisch die Muttersprache hervorkommt. “

 

(c) Oliver Topf
(c) Oliver Topf

POPMAGAZIN: „Ihr seid ja nicht nur musikalisch ein Paar, sondern auch im Leben in einer Partnerschaft. Ist das gut oder schlecht, wenn man sich so häufig über den Weg läuft?“

MICHAEL HUDECEK: „Da wir das ja schon eine Zeit lang sind, ist es ein Beweis dafür, dass es ganz gut ist. Auch wenn es natürlich zwischen durch immer wieder Situationen gibt, wo es auch ganz gut ist, wenn jeder für sich alleine ist. Aber wir können das mittlerweile gut managen. Grundsätzlich ist es gut.“

CHRISTINA: „Ja! Auch, dass man in dieser Intimität gemeinsam musizieren kann. Das ist wirklich etwas ganz Kostbares.“

MICHAEL: „Und man hat ein gemeinsames Thema das mitwächst. Wie wenn andere Leute Kinder haben. Dann ist das ein gemeinsames Thema. Nur hat es irgendwann ein Ablaufdatum. Die Musik wird uns hoffentlich noch länger begleiten.“

 

POPMAGAZIN: „Wie ist es, wenn es Konflikte bei Euch gibt? Wenn es um Musik geht, ums Finalisieren geht? Wer hat das Sagen?“

MICHAEL: „Wir versuchen sehr lange den Konsens zu finden. Wir haben Gott sei Dank einen sehr ähnlichen Geschmack.“

CHRISTINA: „Das ist wirklich seltsamerweise meistens so, ich will es nicht verschreien. Ich kann auch sagen, dass wir in dieser Hinsicht uneitel sind. Wenn wir Projekte machen geht es uns wirklich um das Projekt. Und was ist das beste fürs Projekt? Und da sind wir uns zu 99% einig.“

MICHAEL: „Und wenn dann etwas ist wo wir unterschiedlicher Meinung sind, dann braucht es manchmal einfach ein bisschen Zeit. Bis man sich da angleicht. Und man sagt: „Eigentlich ist da etwas dran, an dem Argument.“ Und dann reden wir am nächsten Tag darüber. Man findet immer einen Weg. Auf dem Album sind ja fast alles Stücke von der Christina. Dann hat natürlich sie das letzte Wort.“

CHRISTINA: „Der Composer hat natürlich letztendlich das letzte Wort.“

(c) Oliver Topf
(c) Oliver Topf

POPMAGAZIN: „Sehr schöner Song: „Gier“. Gier ist ja mehr oder weniger auch ein Instinkt. Wo liegt eure Gier?“

CHRISTINA:(lacht) Ja gut, da ertappt man sich natürlich, mit der eigenen Gier.“

MICHAEL: „Das ist ja der Grund für den Titel. Weil man das von sich selber kennt, das Gefühl.“

CHRISTINA: „Das Ego kommt natürlich immer wieder daher und denkt: „Da hätte ich gerne mehr. Ein bisschen mehr Ruhm, berühmter, ein bisschen anerkannter…“ Natürlich gibt es das.“

 

POPMAGAZIN: „Wie ist es bei euch generell, wenn wir ans Loslassen denken. Die Reduktion, dass man etwas hergibt, sich von einem Gegenstand trennt? Wie leicht oder schwer fällt das? Und was passiert mit dem Gegenstand? Wird der veräußert oder verschenkt, vernichtet?“

CHRISTINA: „Ich glaub da sind wir ein bisschen unterschiedlich. Wir haben vor ein paar Jahren ein Film über die Kabarettistin und Schauspielerin Eva Pilz gemacht. Die alles hier aufgegeben hat, nach Jawah gegangen ist und dort Hindu-Priesterin geworden ist. Und dann war ich in diesem Zimmer und sie hat wirklich einen Kasten, eine Kommode und das war‘s. Und dann habe ich gedacht: „Das ist super, ich hätte auch gerne meine Sachen in meinem Zimmer. Und ich weiß ich kann jeder Zeit übersiedeln.“ Ich bin sehr für Minimalismus.“

 

POPMAGAZIN: „Aber ihr habt auch eine gewisse Lust am Unterwegssein. Was war eure schönste Reise?“

MICHAEL: „Also die Asienreise mit Birgit und Heinz Unger, das war für mich ein ziemlicher Flash. Die erste Reise nach Asien. Ich habe die ersten 5 Tage nicht glauben können, dass die Menschen in Bali wirklich so freundlich sind. Vom Herzen her. Die Eindrücke dort, das war schon das Eindrucksvollste für mich.“

CHRISTINA: „Ich hatte einmal eine Reise nach Tonga gemacht, wo ich das erste Mal getaucht bin. Also wenn man mich fragt: „Was waren Deine 3 eindrücklichsten Erlebnisse?“ Dann gehört ganz sicher diese Begegnung mit der Unterwasserwelt dazu. Das war absolut magisch und fantastisch.“

(c) Stephan Mussil
(c) Stephan Mussil

POPMAGAZIN: „Du hast dich in den Songs mit dem Thema Wald auseinandergesetzt. Oder was mit der Welt passiert, dass wir nicht darauf aufpassen. Was kann man tun, dass man die Welt ein bisschen besser macht?“

CHRISTINA: „Ich glaube am besten im ganz persönlichen Bereich anfangen. Also wirklich im Alltäglichen. Weil die Welt retten zu wollen, ist eine Überforderung. Wie mache ich möglichst wenig Müll? Vermeide ich Plastikprodukte zu kaufen? Oder neue Kleidung. Auf der Mariahilferstraße, das ist so ein Wahnsinn!“

 

POPMAGAZIN: „Es ist Dauersale. Und das jeden Tag.“

CHRISTINA: „Billiges Irgendetwas. Also da kann man schon auch einfach „Nein“ dazu sagen.“

MICHAEL: „Es hat sich auch verändert. Vor 20 Jahren haben wir gut verdient. Dann will man sich etwas leisten. Da war die ganze Geschichte mit Umweltschutz noch nicht so aktuell. Und dann hat sich das verändert. Ich bin so glücklich, wenn ich durch die Mariahilferstraße gehe und mir denke: „Gott sein Dank, ich brauche nichts.“ Das ist herrlich. (lacht)“

 

POPMAGAZIN: „(lacht) Noch einmal zum Album. Der Georg Luksch hat das ganze gemischt. Wie war die Arbeit mit ihm?“

CHRISTINA: „Ganz wunderbar! Der Georg ist so musikalisch und hat so ein Verständnis was man gerne möchte mit der eigenen Musik. Auch sehr humorvoll. Ich würde am liebsten gleich wieder ein nächstes Album aufnehmen.“

MICHAEL: „Extrem Open-Minded und auch menschlich wunderbar mit ihm zu arbeiten.“

 

POPMAGAZIN: „Was erwartet Ihr Euch vom Album? Welches Feedback soll es geben, damit Ihr zufrieden seid?“

CHRISTINA: „Ehrlich gesagt, ich bin schon so zufrieden, dass es dieses Album gibt. Dass wir es endlich präsentieren können. Das macht mich jetzt eigentlich im Moment schon sehr glücklich.“

 

POPMAGAZIN: „Die Livepräsentation habt Ihr im Haus des Meers. Das ist ein Ort der nicht so willkürlich gewählt worden ist oder?“

CHRISTINA: „Wir haben uns schon gedacht, wenn wir es jetzt machen nach dem ewigen Verschieben durch die Pandemie: „Es ist einfach auch ein Fest. Für alle die Mitgewirkt haben. Das sind ja sehr viele Leute.“

 

POPMAGAZIN: „Habt Ihr generell einen gemeinsamen Lieblingssong? Was ist eure Hymne?“

MICHAEL: „Was mir einfällt ist unsere Kochmusik. John Coltrane.“

CHRISTINA: „Wenn wir zuhause Kochen dann zu schönem Slow Jazz. Gemütlich kochen.“

 

POPMAGAZIN: „Was habt Ihr am öftesten gekocht? Was kann man immer essen?“

MICHAEL: „Ich koche sehr gerne Risotto. Weil ich auch dieses Rühren so mag. Das ist so entspannend. Da weiß Ich genau was ich zu tun habe. Nur in diesem Topf zu rühren.“

 

POPMAGAZIN: „Was ist dann drinnen, Meeresfrüchte?“

Michael Hudecek: „Ich bin nicht so der Meeresfrüchte Fan. Ich mach meistens Steinpilzrisotto oder sonst mit Fenchel oder mit Gemüse.“

 

POPMAGAZIN: „Wenn ihr einen Wunsch frei hättet. Welcher wäre das?“

MICHAEL: „Abgesehen davon, dass es der Erde gut geht… Die Finanzierung für’s nächste Album.“

CHRISTINA: „Das ist ein guter Wunsch, ich schließe mich dem an.“

 

POPMAGAZIN: „Danke für eure Zeit!“

CHRISTINA: „Wir danken dir Hans Jürgen!“

 

Interview / Fragen / Recherche: 

POPMAGAZIN.at / Hans Juergen Gernot Miggl, hans-juergen.miggl@popmagazin.at

Produktion / Transkription / Text:

POPMAGAZIN.at / Jelena Petener, jelena.petener@popmagazin.at; 06.07.2022